Plexiglaswände gibt es inzwischen in beinahe jeder Apotheke. Die Scheiben gehören zu den Schutzmaßnahmen der Pandemieeindämmung. Doch die Schutzwände haben einen großen Nachteil – sie erschweren die Kommunikation und so muss beinahe täglich geschrien werden. Abhilfe könnten unsichtbare „Schutzwände“ aus UV-C-Licht schaffen.
Virenbelastete Aerosole in Innenräumen sind und bleiben ein Pandemietreiber. Mithilfe von Plexiglaswänden und Maskenpflicht soll die Ausbreitung von Sars-CoV-2 eingedämmt werden. Ein Forschungsteam des Tropeninstituts am LMU Klinikum München und der Technischen Universität München (TUM) hat in Kooperation mit dem Start-up Smart United GmbH eine unsichtbare „Schutzwand“ aus UV-C-Licht entwickelt. Diese könnte in Zukunft die Ausbreitung von Viren und anderen Pathogenen in Innenräumen zuverlässig eindämmen, und zwar ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Das Team konnte in seiner als Preprint auf medRxiv veröffentlichten Untersuchung zeigen, dass die Barriere aus UV-Licht die Ausbreitung von Krankheitserregern über die Luft in Innenräumen verhindert, indem sie die auf den Aerosol-Partikeln mitreisenden Erreger abtötet. So konnten bei Luftgeschwindigkeiten von 10 cm/s Inaktivierungsraten von über 99 Prozent erreicht werden.
„Unser System kann man wie eine Lampe an der Decke aufhängen, um Räume abzutrennen. Das UV-C Licht strahlt gebündelt nach unten ab. Wie mit einem Schutzvorhang werden dabei Pathogene inaktiviert, sobald sie auf Aerosol-Partikeln ‚hindurchschweben‘“, erläutert PD Dr. med. Andreas Wieser, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie am Tropeninstitut des LMU Klinikums.
Mehr noch: Das System desinfiziert die im Raum befindliche Atemluft durch Ansaugen und langsames Einblasen in den Leuchtbereich der UV-C Lichtwand. So wird zusätzlich zur Barrierewirkung der Lichtwand eine Anreicherung infektiöser Aerosole im Raum verhindert.
Ist die UV-C-Schutzwand eine Alternative zur Plexiglasscheibe in der Apotheke? Ja und nein. Denn die unsichtbare Schutzbarriere hat Vor- und Nachteile.
Eine Gefahr für die Gesundheit besteht nicht. Sobald ein Gegenstand oder ein Körperteil in den Strahlungsbereich gerät oder eine Person die unsichtbare Schutzwand passieren will, wird der Bereich automatisch abgeschaltet, teilt das Forscherteam mit. Außerdem können die geltenden Anforderungen des Arbeitsschutzes und die dort festgelegten Expositionsgrenzwerte für UV-Strahlung sowie sonstige rechtliche Vorgaben eingehalten werden.
„Die UV-C-Virenschutzwand kann als unsichtbarer Raumteiler genutzt werden und größere Räume in kleinere ‚virtuelle‘ Räume unterteilen, die so lufttechnisch isoliert sind“, teilen die Forschenden mit.
„Wir setzen gerade alles dran, um dem Markt unsere Virenschutzwände so schnell wie irgend möglich zugänglich zu machen“, sagt Reiner Prohaska, Geschäftsführer von Kooperationspartner Smart United. „Parallel zur wissenschaftlichen Validierung des Systems haben wir mit namhaften Zulieferern aus der Automobilbranche bereits angefangen, die Produktion vorzubereiten. Ab Anfang Januar beginnen wir mit unseren ersten Kunden die Raumplanung. Ab Anfang April werden wir bereits die ersten UV-C Licht Virenschutzwände ausliefern – mit dem Ziel, den Menschen wieder ein Stück Normalität zurück zu geben.“
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