Ob FFP-, OP- oder Alltagsmaske: Eine Mund-Nasen-Bedeckung gehört seit Monaten zum Alltag dazu und ohne sie läuft beinahe nichts. Das könnte auch noch eine ganze Weile so bleiben, selbst wenn bald ein Impfstoff bereitsteht. Droht eine Maskenpflicht bis 2021?
In Geschäften, Supermärkten, Bus und Bahn gilt seit Monaten die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Damit soll eine schnelle Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden. Die Maskenpflicht ist Teil der sogenannten AHA-Formel – Abstand, Hygiene und Alltagsmaske –, die vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesgesundheitsministerium empfohlen wird. Doch während sich viele Menschen bereits an das Masketragen gewöhnt haben, kämpfen andere weiterhin mit den Tücken wie einer erschwerten Atmung, Druckstellen, Pickeln und Co. Umso größer ist die Vorfreude, endlich wieder ohne Maske unterwegs zu sein. Das könnte allerdings noch dauern, meint Charité-Virologe Professor Dr. Christian Drosten. Demnach könnte die Maskenpflicht sogar bis Ende 2021 gelten.
Fehlende Immunisierung: Maskenpflicht bis 2021 oder länger?
In einem Interview mit der Deutschen Welle wurde Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, zu seiner Einschätzung zum Fortbestehen der Corona-Pandemie befragt. Hierbei sieht der Virologe Licht und Schatten. Im Hinblick auf die Entwicklung eines Impfstoffes ist er zuversichtlich und geht davon aus, dass dieser bis zum nächsten Jahr vorliegen wird. Die schlechte Nachricht: „Die Masken bekommen wir so schnell nicht los. Denn auch wenn wir mit den Impfungen beginnen, wird der größte Teil der Bevölkerung weiter Masken tragen müssen.“
Grund dafür ist die in vielen Ländern fehlende großflächige Immunität der Bevölkerung. So wurde in Deutschland seit Beginn der Pandemie versucht, die Infektionszahlen so gering wie möglich zu halten und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Dies zahlte sich in einem bisher vergleichsweise milden Pandemie-Verlauf hierzulande aus. Das bedeute laut Drosten jedoch auch, dass der überwiegende Teil der Bürger*innen nicht gegen das Virus immun ist, sofern dies überhaupt möglich ist.
Die Maske als Schutz vor einer Infektion bleibt daher weiterhin wichtig. Hinzu kommt, dass es selbst beim Vorliegen einer wirksamen Vakzine Zeit brauche, bis die Bevölkerung damit versorgt ist. Demnach „können wir damit rechnen, dass wir bis Ende 2021 Masken tragen werden. Es ist unmöglich, genaue Vorhersagen zu machen, aber das nächste Jahr wird ein Jahr sein, in dem wir Masken tragen“, so Drosten. Eine Maskenpflicht bis 2021 ist demzufolge somit nicht auszuschließen – das gelte auch für andere europäische Länder.
Herbst und Winter als Risiko: Drosten fordert frühzeitige Maßnahmen
Der bevorstehende kalte Jahreszeit blickt Drosten teilweise mit Sorge entgegen. Denn es gebe zahlreiche Länder, darunter auch einige europäische Staaten, in denen das Pandemiegeschehen bereits jetzt nicht mehr unter Kontrolle sei. „Einige Länder gehen schon mit vielen Corona-Fällen in die kalte Jahreszeit und das Vertrauen in die medizinischen Strukturen und die Gesundheitsversorgung ist gering. Es gibt Länder, auch in Europa, die, so meine ich, sehr bald strengere Maßnahmen ergreifen sollten“, erklärt der Virologe.
Um eine weitere Infektionswelle so gut es geht zu vermeiden, sollte Deutschland die Entwicklung in anderen europäischen Ländern wie Spanien oder Frankreich stets im Blick haben. „Was wir dort sehen, werden wir auch in Deutschland erleben, wenn wir nicht sehr früh und so reagieren, dass es für die Wirtschaft erträglich und trotzdem zielgerichtet ist. Das ist eine schwierige Aufgabe, den richtigen Punkt zu finden, an dem wir die Maßnahmen, die wir gerade haben und an denen nichts zu kritisieren ist, verändern müssen.“
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