Metformin findet vor allem in der Diabetesbehandlung Anwendung, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Aber kann eine Behandlung mit Metformin auch dem Auftreten von Gicht vorbeugen? Forschende liefern die Antwort.
Schätzungsweise knapp eine Million Menschen leiden hierzulande an Gicht. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die sich in einer starken Entzündung der Gelenke äußert. Ursache ist ein Überschuss an Harnsäure im Blut, die sich als Harnsäuresalz-Kristalle an verschiedenen Stellen im Körper – beispielsweise in Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln oder im Ohrknorpel – ablagern und dort Entzündungen hervorrufen kann. Auslöser für einen Gichtanfall sind oftmals Stress, Infektionen oder der übermäßige Verzehr von viel Fleisch und Alkohol.
Betroffen sind meist Männer sowie Frauen nach der Menopause. Behandelt wird im Akutfall unter anderem mit NSAR oder Glucocorticoiden wie Cortison. Zur Langzeitbehandlung kommt beispielsweise Allopurinol zum Einsatz, wodurch die Harnsäurebildung gebremst und weitere Harnsäuresalz-Ablagerungen verhindert werden sollen.
Doch kann eine Behandlung mit Metformin vor dem Entstehen von Gicht schützen? Das wollte ein Forscherteam der Harvard Medical School und des Brigham and Women’s Hospital (Boston, USA) herausfinden.
Metformin ist ein Biguanid und kommt bei Typ-2-Diabetes zum Einsatz, wenn Diät und Gewichtsreduktion trotz körperlicher Aktivität nicht ausreichen. Denn der Wirkstoff hemmt die Glukosebildung in der Leber und verzögert deren Aufnahme im Darm. Metformin verbessert die Insulinwirkung und die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur, die Insulinausschüttung wird vermindert und das Hungergefühl der Patient:innen nimmt ab.
Metformin: Gicht tritt seltener auf
Dafür untersuchten die Forschenden die Daten von mehr als 15.000 Patient:innen, die aufgrund von Prädiabetes entweder mit Metformin behandelt wurden oder keine antidiabetische Therapie erhielten. Anschließend wurde über einen Zeitraum von knapp vier Jahren geprüft, ob sich Anzeichen von Gicht ausgebildet hatten.
Das Ergebnis: Unter der Behandlung mit Metformin trat seltener Gicht auf als bei anderen Patient:innen. Konkret lag die Inzidenzrate von Gicht pro 1.000 Personenjahre bei Metformin-Anwender:innen bei 7,1, während es bei Nichtanwender:innen 9,5 waren. „Die Einnahme von Metformin war mit einem verringerten Gichtrisiko bei Erwachsenen mit Prädiabetes verbunden, was darauf schließen lässt, dass Metformin bei der Senkung des Gichtrisikos bei Personen mit Prädiabetes eine wichtige Rolle spielen könnte“, lautet das Fazit der Autor:innen. Ein Zusammenhang zwischen einer Metformin-Einnahme und einer Verringerung des Serum-Harnsäuresalz-Wertes ließ sich jedoch nicht belegen.
Übrigens: Ob Metformin nicht nur zur Behandlung einer Diabetes-Erkrankung zum Einsatz kommen, sondern diese auch verhindern kann, haben Forschende kürzlich untersucht.
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