Die Nachfrage nach Melatonin-Präparaten in der Apotheke boomt, denn diese sollen unter anderem dabei helfen, Einschlafprobleme zu verringern. Doch damit nicht genug, denn das Schlafhormon könnte auch einer Sehstörung im Alter vorbeugen.
Melatonin wird auch als Schlafhormon bezeichnet und bei Dunkelheit von der Zirbeldrüse im Epithalamus ausgeschüttet. Das Hormon wird im Körper aus Serotonin produziert und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus. Die Konzentration ist in der Mitte der Nacht am größten und nimmt bis in den Morgen und im Alter ab.
Auf dem Markt sind verschiedene Nahrungsergänzungsmittel mit Melatonin, die bei Schlafproblemen Abhilfe schaffen sollen, beispielsweise durch ein Verkürzen der Einschlafzeit. Doch das Schlafhormon könnte auch einen präventiven Effekt haben, zeigt eine Studie. Demnach soll Melatonin vor einer Sehstörung im Alter – genau vor altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) – schützen können.
Bei AMD handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die bei älteren Personen ab etwa 60 Jahren auftritt. Dabei wird die Sehfähigkeit im Bereich des schärfsten Sehens beeinträchtigt, und zwar in der Regel bei beiden Augen. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht geklärt, angenommen wird jedoch eine Stoffwechselstörung als Auslöser. Unterschieden wird in trockene und feuchte AMD, wobei sich letztere häufig aus ersterer entwickelt.
Melatonin verringert Auftreten von Sehstörungen im Alter
Forschende der Case Western Reserve University School of Medicine in Cleveland (USA) wollten herausfinden, wie sich die Einnahme von Melatonin auf das Auftreten und/oder Fortschreiten von Sehstörungen im Alter – sprich einer AMD – auswirkt. Untersucht wurden die Daten von mehr als 180.000 Patient:innen der US-Datenbank TriNetX, von denen die Mehrheit bisher gesund war, während ein Teil bereits an AMD litt. Die Personen wurden in Gruppen aus Melatonin-Anwender:innen und Nicht-Anwender:innen eingeteilt.
Dabei zeigte sich: Melatonin konnte nicht nur das Fortschreiten einer bereits bestehenden Sehstörung eindämmen, sondern auch dazu beitragen, das Risiko für deren Entstehung verringern. Konkret zeigten gesunde Personen, die regelmäßig Melatonin einnahmen, später um bis zu 58 Prozent seltener eine AMD, wohingegen Patient:innen mit trockener AMD zu 56 Prozent seltener eine feuchte AMD entwickelten.
Laut den Forschenden untermauern die Ergebnisse die bereits aus Tiermodellen erlangten Erkenntnisse, wonach Melatonin die bei AMD bekannten pathologischen Vorgänge verzögern oder verhindern kann. Damit seien nun weitere klinische Studien gerechtfertigt, auf deren Basis dann eine Empfehlung abgegeben werden könnte.
Übrigens: Melatonin-Präparate sollten laut Stiftung Warentest besser nicht auf eigene Faust eingenommen werden.
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