PTA sind in der öffentlichen Apotheke die größte Berufsgruppe. Es zeigt sich jedoch ein Negativtrend. Die Zahl der PTA ist rückläufig und der Nachwuchs fehlt. Doch auch die „Qualität“ der Bewerber:innen an den PTA-Schulen sinkt.
2019 arbeiteten 68.277 PTA (Praktikant:innen inklusive) in den Apotheken vor Ort. Im Jahr 2020 gab es einen Anstieg auf 68.765 Kolleg:innen. Ein Jahr später waren es 68.323. Kein Wunder, denn der Nachwuchs wird knapp und etwa die Hälfte der Apotheken bildet aus – nur 23 Prozent bilden ein oder mehrere PTA-Praktikant:innen aus. Hier einige Zahlen: 2019 waren 2.131 PTA im Praktikum in den Apotheken, 2020 waren es 2.119 und 2021 noch 2.068.
In den Apotheken herrscht Fachkräftemangel und den Schulen fehlen die Schüler:innen. Denn weder Ausbildung noch das Gehalt locken an die PTA-Schule und auch die PTA-Reform fördert die Attraktivität des Berufes nur bedingt. „Im PTA Beruf ist die Lage in den Schulen verheerend, müssen doch dringend Deutschkurse geschaffen werden, um die Sprachschwierigkeiten vieler Schüler:innen in den Griff zu bekommen“, so Carmen Steves, Verbandsvorsitzende des BVpta.
Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule Osnabrück bestätigt die Einschätzung. „Die Zahl hinreichend qualifizierter Bewerber:innen ist bundesweit und auch an der Völker-Schule in Osnabrück zurückgegangen. Die Zahl der PTA-Klassen an unserer Schule ist in den letzten Jahren von 10 auf aktuell 7 zurückgegangen. Rückläufige Schülerzahlen sind ein gravierendes Problem für die Apotheken, um auf Dauer den Versorgungsauftrag der Bevölkerung in der Fläche aufrecht zu erhalten.
Die ‚Qualität‘ der Bewerber:innen ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. Die Eingangsvoraussetzung für die PTA-Ausbildung ist mindestens die Mittlere Reife (Realschulabschluss). Dieser Abschluss ist oftmals nicht mehr mit einer für den Ausbildungserfolg erforderlichen Sprachkompetenz verbunden. Durch die Bewältigung der Flüchtlingskrise und die Auswirkungen der Coronakrise wird dieses Defizit weiter verstärkt und offensichtlich. Es kann jedoch nicht die Aufgabe der Berufsfachschulen sein, dieses Problem durch umfangreichen Deutschunterricht in den Griff zu bekommen. Hier sind die allgemeinbildenden Schulen gefragt.
Der Kommunikation kommt in der PTA-Ausbildung und später in der Apotheke eine wesentliche Bedeutung zu. Schüler mit Migrationshintergrund bringen mit ihrer Muttersprache einen zusätzlichen Gewinn für die Apotheke. Die Deutschkenntnisse müssen jedoch ein für die Ausbildung hinreichendes Niveau haben. An der Völker-Schule unterstützen wir im Bedarfsfall die individuelle sprachliche Entwicklung in Kombination mit fachlichem Förderunterricht.
Die Lage an der Völker-Schule ist nicht verheerend, wir machen uns jedoch gemeinsam mit den späteren Arbeitgebern Sorgen, was die Zahl gut ausgebildeter Absolvent:innen betrifft.“
Alles neu? Welche Rolle spielt die PTA-Reform?
„Ab 2023 ermöglicht das PTA-Reformgesetz eine Verbesserung der Ausbildungsqualität durch stärkere Flexibilisierung. Die Ausbildung in Teilzeit und die Anrechnung von Ausbildungszeiten bei Quereinsteigern kann den Einstieg in eine PTA-Laufbahn für einen neuen Personenkreis erleichtern.
Mit der Gesetzesänderung wird die Betreuung der PTA im Praktikum durch pädagogisch qualifiziertes Apothekenpersonal verbindlich. Unterstützend hat die Bundesapothekerkammer Arbeitsblätter für das halbjährige Apothekenpraktikum erstellt. Diese Entwicklungen sind sehr zu begrüßen.
Die PTA-Schule befähigt nicht dazu, am ersten Tag in der Apotheke alles zu können. Sie vermittelt Grundlagenkenntnisse sowie personelle Kompetenzen, die in der Apotheke ergänzt und weiterentwickelt werden.
An der Völker-Schule pflegen wir den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Praktikumsstellen, Kammern und Verbänden sowie den für die Ausbildung zuständigen Ministerien. Zur besseren Vernetzung mit den Branchenpartnern wurde ein Förderverein gegründet.
Die Zusammenarbeit auf breiter Front erscheint uns auch mit Blick auf die öffentliche Wahrnehmung und Imagepflege des PTA-Berufes dringend erforderlich. Ob Social Media, Speed-Dating oder Messeauftritt – die zeitgemäße mediale Präsenz eines attraktiven Berufes und Ausbildungsangebotes kann bei der Schülergewinnung nicht zu früh und oft genug erfolgen.“
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