Ob Kopf-, Zähne-, Rücken oder Unterleib: Schmerzen können am gesamten Körper auftreten und haben daher viele Gesichter. Etwa jede/r Vierte ist dabei laut Schätzungen der Deutschen Schmerzliga dauerhaft von ihnen geplagt. Die Folge: Mehr als jede/r Dritte greift kurzerhand zu Schmerzmitteln als Schmerztherapie.
Schmerz ist laut der Weltschmerzorganisation IASP (International Association for the Study of Pain) „ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“. Er dient also als eine Art Warnsignal. Und darum kommt früher oder später niemand herum. So haben 91 Prozent der Bürger:innen hierzulande in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal akut Schmerzen gehabt, wie der Schmerzatlas 2023 zeigt, für den das Gesundheitsunternehmen Liebscher und Bracht 9.322 Erwachsene befragt hat.
Doch damit nicht genug: Rund die Hälfte der Schmerzpatient:innen braucht bis zu zwei Jahre, bis eine wirksame Therapie gefunden ist. Kein Wunder, dass Selbsthilfe in Form von Medikamenten stark gefragt ist. Mehr als ein Drittel der Befragten – genau 39 Prozent – greift demnach zu Schmerzmitteln als Therapie.
Betroffene nutzen Schmerzmittel als Schmerztherapie
Schmerz erstreckt oft nicht nur auf eine Stelle im/am Körper, sondern betrifft bei vielen Patient:innen gleich mehrere Regionen. „Schmerztherapie […] muss daher auch die Zusammenhänge zwischen mehreren Beschwerdebildern im Blick haben.“ Und wo schmerzt es am häufigsten? Die Nase vorn hat der Rücken. Fast zwei Drittel der Befragten klagen über Rückenschmerzen, gefolgt von Knie und Nacken, die jeweils 42 Prozent schmerzen. Hauptauslöser sind neben Alterserscheinungen zu wenige Dehnübungen, die falsche Haltung am Arbeitsplatz und Stress.
Die Beschwerden werden dabei von mehr als jedem/jeder Zweiten als „eher schlimm“ oder „sehr schlimm“ empfunden. Und das wirkt sich auch auf den Alltag aus. Denn sendet der Körper Schmerz als Warnsignal aus, bedeutet das automatisch Einschränkungen. Die Folge: Frust. Bei rund sieben von zehn Befragten schlagen Schmerzen auf das Gemüt. Hinzu kommen Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Angstzustände und Co.
Abhilfe suchen Betroffene meist in Form von Sportübungen, der Behandlung durch eine/n Ärzt:in oder Physiotherapeut:in – oder eben durch den Griff zu Schmerzmitteln als Schmerztherapie. Für die Autor:innen eine besorgniserregende Entwicklung. „Für die Behandlung akuter Schmerzen, denen keine chronische Grunderkrankung zugrunde liegt, sind Schmerzmittel vorübergehend eher unbedenklich. Doch auf Dauer schadet diese Art der Selbsttherapie ohne fachkundige Begleitung und Kontrolle von Dosierung und Nebenwirkungen nachweislich“, so der Appell.
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