Mehrere hundert Millionen Menschen weltweit nehmen täglich Statine ein. Denn sie gehören unter anderem zur Senkung des Cholesterinspiegels zu den Mitteln der Wahl. Doch die Wirkstoffgruppe ist auch mit Nebenwirkungen verbunden, beispielsweise mit Beschwerden rund um die Muskeln. Mehr noch. Statine können offenbar auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
Statine finden seit knapp 40 Jahren Anwendung und kommen neben der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse auch zur Behandlung einer Hypercholesterinämie begleitend zu einer Diät, wenn eine Nahrungsumstellung allein nicht erfolgreich war, zum Einsatz. Die Wirkstoffe tragen dazu bei, die Cholesterinneusynthese zu unterdrücken, da sie die HMG-CoA-Reduktase hemmen. Dadurch steigt die Aufnahme von Cholesterin aus dem Blutplasma und der Low-Densitity Lipoprotein (LDL)-Cholesterinspiegel im Blut sinkt.
Auf der anderen Seite kann unter einer Statintherapie die Gefahr für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes steigen, wie Forschende bestätigt haben. Doch damit nicht genug. Denn eine Metaanalyse zeigt nun, dass auch ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall unter Statinen beobachtet werden kann.
Schlaganfall durch Statine: Seltenes Auftreten, aber erhöhtes Risiko
Eine mögliche Verbindung zwischen LDL-Cholesterin-senkenden Therapien, unter anderem mit Statinen, und dem Auftreten von Hirnblutungen – hämorrhagischen Schlaganfällen – wurde bereits in verschiedenen Studien untersucht, aber bisher nicht eindeutig belegt. Nun soll eine neue Metaanalyse von Forschenden des Inselspitals Bern (Schweiz) für Klarheit sorgen. Dafür wurden Daten aus 37 Studien mit insgesamt mehr als 280.000 Teilnehmer:innen herangezogen und ausgewertet.
Dabei zeigte sich: Knapp über 1.000 Patient:innen entwickelten einen hämorrhagischen Schlaganfall. Mehr als die Hälfte der Betroffenen (555 Personen) wurden dabei mit einer LDL-Cholesterin-senkenden Therapie behandelt, der Rest nicht. Somit war das Schlaganfallrisiko unter einer entsprechenden Behandlung leicht erhöht. Dies zeigte sich vor allem bei der Nutzung von Statinen, unter der Patient:innen um 17 Prozent häufiger einen Schlaganfall erlitten.
Nicht auf notwendige Therapie verzichten
Mögliche Gründe dafür sehen die Forschenden darin, dass Statine durch die Absenkung der Cholesterolkonzentration zu einer Schwächung des Endothels führen und so das Schlaganfallrisiko erhöhen. Weitere Ursachen könnten in der pleiotropen, antithrombotischen und fibrinolytische Wirkung von Statinen liegen.
Für andere Therapieoptionen ließ sich den Forschenden zufolge kein eindeutiger Zusammenhang mit dem Auftreten von Schlaganfällen feststellen. Die Forschenden merken zudem an, dass generell nur wenige hämorrhagische Schlaganfälle unter Statinen auftraten und dass daher nicht von einer entsprechenden Therapie abgesehen werden sollte, wenn diese medizinisch indiziert ist.
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