„Spritze rein, schlanker sein“ – Das erhoffen sich viele Menschen bei der Anwendung von Semaglutid (Wegovy und Ozempic/Novo Nordisk). Nicht umsonst wird der Wirkstoff als Abnehm-Wunder gehypt und kommt mitunter auch off-label zum Einsatz. Doch Semaglutid bekommt nun Konkurrenz – Tirzepatid soll den Effekt noch toppen.
Laut Studien kann Semaglutid zur Adipositas-Behandlung bei Patient:innen mit dem entsprechenden BMI zu einem Gewichtsverlust von im Schnitt 17 Prozent führen. Doch Tirzepatid könnte die Wirkung von Semaglutid noch übertreffen und damit Mittel der Wahl zur Adipositas-Behandlung werden. Bisher hält der Wirkstoff mit dem Arzneimittel Mounjaro in der EU die Zulassung zur Behandlung von Typ-2-Diabetes als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität, wenn Metformin nicht vertragen wird.
Tirzepatid wirksamer als Semaglutid
In einer klinischen Phase-III-Studie haben Forschende aus den USA und Brasilien gemeinsam mit dem Pharmakonzern Eli Lilly die Wirksamkeit von Tirzepatid zur Adipositas-Therapie untersucht. Dafür wurden mehr als 800 stark übergewichtige (BMI über 30) untersucht. Diese sollten in einer ersten Phase auf natürlichem Weg – sprich durch Diät und Lebensstiländerung – ihr Gewicht reduzieren. 579 von ihnen gelang dies auch. Diese Patient:innen wurden im zweiten Schritt über 72 Wochen entweder mit 10-15 mg/Woche Tirzepatid oder Placebo behandelt. Dabei wurde die Anfangsdosis von 2,5 mg Tirzepatid alle vier Wochen um 2,5 mg erhöht, bis die maximal verträgliche Dosis erreicht war.
Das Ergebnis: Im Vergleich zu Semaglutid war Tirzepatid noch effektiver. Zwei Drittel der Patient:innen konnten ihr Gewicht deutlich reduzieren, und zwar im Schnitt um 21 Prozent. In Kombination mit Diät und Lebensstiländerung wurde das Körpergewicht über einen Zeitraum von 84 Wochen sogar um knapp 27 Prozent verringert, während es unter Placebo nur rund 4 Prozent waren. „In dieser Studie verzeichneten Menschen, die Tirzepatid zu ihrer Ernährung und Bewegung hinzufügten, eine stärkere und länger anhaltende Gewichtsreduktion als diejenigen, die ein Placebo einnahmen“, erklärt Jeff Emmick Senior Vice President, Produktentwicklung Lilly in einer Mitteilung. Verbesserungen wurden auch bei Blutzuckerspiegel, Blutdruck, BMI und Taillenumfang sichtbar.
Der Grund: Während Semaglutid ein reines GLP-1-Analogon ist und selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist wirkt, ist Tirzepatid zusätzlich ein Analogon des glukoseabhängigen insulinotropen Peptids (GIP). Der Wirkstoff bindet somit sowohl an GLP1- als auch an GIP-Rezeptoren und aktiviert diese. Die Folge: Tirzepatid kann den Blutzuckerspiegel noch effektiver senken und zur Appetitreduzierung beitragen.
In puncto Nebenwirkungen waren unter Tirzepatid ähnliche Beschwerden wie unter Semaglutid zu erkennen: Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Hersteller Eli Lilly arbeitet bereits an einer entsprechenden Zulassung von Tirzepatid zur Adipositas-Behandlung.
Achtung: Wird Semaglutid abgesetzt, droht ein Jo-Jo-Effekt. Aufgrund deselben Wirkprinzips lässt sich dasselbe auch für Tirzepatid annehmen.
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