Orale Kontrazeptiva können mit verschiedenen Arzneimitteln in Wechselwirkung treten. Dazu gehört auch die Kombination aus der Pille und dem Schilddrüsen-Präparat Levothyroxin (L-Thyroxin). Was dabei zu beachten ist, erfährst du von uns.
Etwa 5 Prozent der Menschen leiden hierzulande an einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Das bedeutet, dass der Körper zu wenige Schilddrüsenhormone – Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) – produziert. Zu den Symptomen gehören Gewichtszunahme, häufiges Frieren, Abgeschlagenheit, Verstopfung, Haarausfall, depressive Verstimmungen und ein verlangsamter Stoffwechsel. Doch werden betroffene Patient:innen mit L-Thyroxin behandelt, ist in Kombination mit der Pille Vorsicht geboten. Der Grund: Es droht eine Wirkverminderung des Schilddrüsenhormons.
Pille lässt L-Thyroxin-Bedarf steigen
Denn durch die gleichzeitige Einnahme mit oralen Kontrazeptiva kann der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigen, da die Pille in den Hormonhaushalt des Körpers eingreift. So können beispielsweise ein Überschuss an Östrogen oder eine eingeschränkte Jodzufuhr die Leistung und Hormonproduktion der Schilddrüse mindern. Unter den Wechselwirkungen, die für L-Thyroxin-haltige Arzneimittel in den Fachinformationen aufgeführt sind, finden sich daher auch östrogenhaltige Kontrazeptiva und Arzneimittel zur postmenopausalen Hormonsubstitution. Dazu heißt es: „Während der Einnahme von östrogenhaltigen Kontrazeptiva oder während einer postmenopausalen Hormonersatztherapie kann der Levothyroxin-Bedarf steigen. Es kann zu einer vermehrten Bindung von Levothyroxin kommen, was zu diagnostischen und therapeutischen Fehlern führen kann.“
Schilddrüsenpatient:innen sollten somit vor Beginn der Behandlung mit L-Thyroxin ihre/n Ärzt:in über die Einnahme der Pille informieren, um eventuell eine Dosisanpassung vorzunehmen.
Levothyroxin entspricht dem Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) und ist in der Wirkung ähnlich. Der Wirkstoff kommt bei Schilddrüsenfunktionsstörungen zum Einsatz und soll die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen. Der Arzneistoff wird synthetisch hergestellt und einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser eingenommen, und zwar in zeitlichem Abstand zu Eisen- und Calciumpräparaten, um eine Interaktion zu vermeiden.
Orale Kontrazeptiva enthalten synthetische Östrogene und Gestagene und verfolgen bekanntlich ein dreifaches Wirkprinzip: der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich.
Östrogene besitzen neben ihrer Wirkung auf die Ausbildung von Milchdrüsen, Brust und Gebärmutter auch allgemeine Wirkungen auf den Stoffwechsel und fördern die Bildung der Knochenmatrix.
Gestagene sind synthetische Gelbkörperhormone, die dem körpereigenen Progesteron ähneln und vor allem für die weiblichen Geschlechtsorgane wichtig sind.
Übrigens: Die Pille kann auch den Insulinbedarf ansteigen lassen, weshalb auch für Diabetikerinnen Vorsicht geboten ist.
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