Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist eine der häufigsten Ursachen für schwere Atemwegserkrankungen bei Säuglingen. Während eine Prophylaxe möglich ist, fehlt eine wirksame Behandlungsoption bei akuten RSV-Erkrankungen bisher. Ein neuer Wirkstoff soll dies ändern.
Mehr als 550 Fälle von RSV-Infektionen wurden im Herbst und Winter 2023/24 nachgewiesen. Und die nächste Saison steht schon vor der Tür. Eine Infektion kann mitunter schwer verlaufen und Menschen in jedem Alter treffen. Am häufigsten sind jedoch Säuglinge und Kleinkinder betroffen.
Um sie zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission allen Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison eine Prophylaxe mit Beyfortus (Nirsevimab, Sanofi). Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, sollen zwischen September und November mit dem monoklonalen Antikörper immunisiert werden. Erwachsene ab 60 Jahren können zudem mit Arexvy (GlaxoSmithKline) oder Abrysvo (Pfizer) immunisiert werden. Abryso ist außerdem auch für Schwangere von der 24. bis zur 36. Schwangerschaftswoche zugelassen.
Liegt bereits eine RSV-Infektion vor, gibt es derzeit noch keine Behandlungsoption. Forschende bringen dafür nun den Wirkstoff Ziresovir ins Spiel.
Ziresovir senkt Viruslast und Symptome bei RSV-Erkrankten
RSV gehört zu den Pneumoviridae und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Das Virus besitzt eine doppelschichtige Lipidhülle, in die Glykoproteine (F und G) eingelagert sind. RSV wird in zwei Gruppen – A und B – eingeteilt. Der Unterschied liegt in der Antigenstruktur des G-Proteins. Zwar zirkulieren beide Varianten, jedoch dominiert meist RSV A. Die Virusvermehrung findet in den zilientragenden Epithelzellen der Schleimhäute der Atemwege statt.
Hier soll Ziresovir ansetzen. Dabei handelt es sich um einen Fusionsproteininhibitor, der an das F-Protein der Viren bindet und das Eindringen in menschliche Zellen und deren Infektion verhindern soll. Außerdem wird das Verschmelzen von Viren- und infizierten Atemwegszellen (Synzytien) blockiert und so die Virusübertragung unterdrückt.
In einer placebokontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studie konnte Ziresovir laut chinesischen Forschenden als Behandlungsoption bei akuten RSV-Erkrankungen überzeugen, da die Viruslast und die damit verbundenen Symptome signifikant verringert wurden.
Resistenzbildungen möglich
Dafür wurden mehrere hundert Säuglinge und Kleinkinder im Alter von einem Monat bis zwei Jahren, die an einer akuten RSV-Erkrankung litten, entweder mit Ziresovir – je nach Körpergewicht in verschiedenen Dosierungen – oder einem Placebo behandelt. Die Therapie begann vier Tage nach Symptombeginn und erfolgte zweimal täglich über fünf Tage. 48 Stunden nach dem Start der Behandlung wurde überprüft, ob und inwiefern sich bereits eine Besserung der bronchialen Symptome zeigte. Dafür diente der sogenannte Wang-Bronchiolitis-Score, bei dem die Parameter Atemfrequenz, Atemgeräusche, Einziehen des Brustkorbs und Allgemeinzustand auf einer Skala von 0 bis 3 eingestuft werden.
Dabei zeigte sich, dass Ziresovir im Vergleich zu Placebo den jeweiligen Score-Wert und damit folglich die Beschwerden um 30 Prozent besser senken konnte. Mehr noch: Auch die Viruslast am vierten Behandlungstag fiel um 77 Prozent niedriger aus als in der Placebogruppe.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Durchfall, erhöhte Leberenzymwerte und Hautausschlag. In einigen Fällen konnten jedoch nach der Behandlung mutierte RS-Viren nachgewiesen werden, was auf eine mögliche Resistenzbildung hindeutet. Dennoch will sich der Hersteller ArkBio um eine schnelle weltweite Zulassung bemühen.
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