Verhütung ist noch immer Frauensache. Bei den 20 bis 35-jährigen ist einer Statista-Umfrage zufolge die Pille mit 52 Prozent das am häufigsten verwendete Kontrazeptivum. Zwar verhüten immer weniger junge Frauen mit der Pille, dennoch gibt es Grund zur Sorge. Denn der Verordnungsanteil von Pillen mit einem höheren Risiko für Thrombosen und Embolien beträgt nach wie vor mehr als die Hälfte, wie die AOK berichtet.
Eine aktuelle Analyse der GKV-Verordnungsdaten, die dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) vorliegt, zeigt, dass der Verordnungsanteil der kombinierten oralen Kontrazeptiva mit einem höheren Risiko im Laufe der letzten zehn Jahre deutlich gesunken ist. Im Jahr 2009 lag der Anteil noch bei 72 Prozent, 2019 waren es nur noch 54 Prozent. „Das ist insgesamt ein positiver Trend. Allerdings haben sich die Verordnungsanteile der risikoreicheren Präparate in den letzten beiden Jahren nicht mehr nennenswert verringert. Mehr als 50 Prozent der Frauen bekommen immer noch Wirkstoffe mit einem erhöhten oder unklaren Risiko für die Bildung von venösen Thromboembolien“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes.
Bei den jüngeren Frauen bis 20 Jahren beträgt der Anteil der Risiko-Pillen 52 Prozent, bei den Frauen über 20 Jahren sind es 59 Prozent. „Offenbar setzen die Ärztinnen und Ärzte bei den jungen Erstanwenderinnen verstärkt auf Arzneimittel, deren niedrigeres Risiko aus Langzeitstudien bekannt ist“, so Eymers. Die Daten zeigen aber auch, dass der Anteil der jungen Frauen, die mit der Pille verhüten, seit Jahren insgesamt rückläufig ist – 2010 waren es 46 Prozent, 2019 nur noch 31 Prozent.
Problemfall Dienogest
Bezogen auf das Risiko für Thrombosen und Embolien steigt der Verordnungsanteil der risikoärmeren Pillen – insbesondere mit dem Gestagen Levonorgestrel – von rund 28 Prozent (2009) auf rund 46 Prozent (2019). Die Anteile der risikoreicheren Gestagene Chlormadinon, Drospirenon, Desogestrel und Gestoden sind im Gegenzug stark zurückgegangen – 2009 waren es rund 52 Prozent, 2019 waren es rund 16 Prozent. „Problematisch ist allerdings die Entwicklung beim Wirkstoff Dienogest, dessen Anteil an den Verordnungen im Zehn-Jahres-Zeitraum von 19 auf 37 Prozent stieg – und das, obwohl das Risiko dieses Wirkstoffes für das Auftreten venöser Thromboembolien lange unklar war und das BfArM daher von der Verordnung bei Risikopatientinnen abgeraten hat“, erklärt Eymers.
Seit 2018 gibt es einen Rote-Hand-Brief des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Dieser warnt vor dem höheren Risiko bei der Verordnung von Dienogest. „Eine Metaanalyse von vier Beobachtungsstudien kam zu dem Ergebnis, dass Kombinationspräparate mit Dienogest und Ethinylestradiol ein 1,6-fach erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien im Vergleich zu risikoärmeren Kombinationspräparaten mit Levonorgestrel aufweisen.“
Am 18. August 1960 kam in den Vereinigten Staaten die erste Pille auf den Markt. Ein Jahr später brachte die Schering AG in der Bundesrepublik Deutschland das erste orale Kontrazeptivum in die Apotheken.
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