Paracetamol-Saft ist derzeit nur eingeschränkt lieferbar. Es zeigt sich eine „dramatische Marktverengung“. Fast alle Hersteller haben die Produktion eingestellt – es ist nur noch ein Hauptanbieter übrig, wie Pro Generika informiert.
Rund eine Million Flaschen Paracetamol-Saft werden hierzulande pro Jahr von Kinderärzt:innen verordnet. Doch es gibt ein Problem: „Ein einziger [Hersteller] stemmt noch die Hauptlast der Versorgung – und hat schon mit Lieferengpässen zu kämpfen.“ Pro Generika spricht von einer dramatischen Marktverengung, und zwar massiver als bei Tamoxifen und erklärt, wie es dazu gekommen ist.
Vor zwölf Jahren gab es laut Pro Generika elf Anbieter flüssiger Paracetamol-Zubereitungen. Heute ist nur noch einer übrig. „Da 1 A Pharma zu Monatsbeginn ankündigte, die Produktion mangels Wirtschaftlichkeit einzustellen, muss Teva mit seiner Arzneimittelmarke ratiopharm nunmehr 90 Prozent des Bedarfes produzieren“, heißt es weiter. Ratiopharm ist derzeit von Lieferausfällen betroffen, hatte im März aber angekündigt, voraussichtlich ab Mai wieder vollumfänglich liefern zu können.
Ein Grund für die Marktverengung sei der Festbetrag – der liege seit zehn Jahren auf demselben Niveau. Pro Flasche Paracetamol-Saft erhält der Hersteller gerade einmal 1,36 Euro. Während der Festbetrag stabil blieb, stiegen die Preise beispielsweise für Energie, Logistik und den Wirkstoff selbst. „Allein in den letzten 12 Monaten ist der Wirkstoff Paracetamol um 70 Prozent teurer geworden. Wichtig dabei: Der Betrag, den der Hersteller von den Krankenkassen erhält, erhöht sich nicht.“ Der Saft wird zum Verlustgeschäft.
„Die Marktverengung bei flüssigen Paracetamol-Zubereitungen zeigt erneut, wie gefährlich der systematische Kostendruck bei Generika für unsere Versorgung geworden ist“, mahnt Pro Generika. „Rasant steigende Wirkstoff- und Produktionspreise bei eingefrorenen Preisen machen die Produktion von Arzneimitteln wie Paracetamol-Säften zum Verlustgeschäft. Kein Unternehmen hält das auf Dauer durch. Wir müssen den Kostendruck auf Generika endlich lockern – vor allem bei kritischen Arzneimitteln, die nur noch von wenigen Herstellern produziert werden“, sagt Andreas Burkhardt, General Manager Teva Deutschland & Österreich und stellvertretender Vorsitzender von Pro Generika. Und fordert: „Festbeträge und Rabattverträge müssen so lange ausgesetzt werden, bis wieder mehr Unternehmen in die Versorgung eingestiegen sind. Ansonsten kommt es zu Versorgungsengpässen – das wissen wir nicht erst seit Tamoxifen.“
Paracetamol kommt zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber zum Einsatz. Der Wirkstoff besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften. Das nicht-saure Antipyretikum ist jedoch nicht entzündungshemmend und der Wirkmechanismus noch nicht eindeutig geklärt. Man weiß jedoch, dass Paracetamol eine ausgeprägte Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese bewirkt und die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach hemmt. Die antipyretische Wirkung ist auf einen Effekt auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückzuführen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Neo-hydro: Dreier-Kombi für Hals und Rachen
Klosterfrau hat das Neo-angin-Portfolio erweitert. Seit Januar gehört mit Neo-hydro ein apothekenexklusives Nahrungsergänzungsmittel mit Isländisch Moos, Hyaluronsäure und Niacin zur …
AOK: Daran erkennst du eine Ozempic-Rezept-Fälschung
Rezept-Fälschungen können für einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden sorgen. Denn Fälschungen dürfen gemäß Rahmenvertrag nicht beliefert werden. Derzeit sorgen manipulierte Ozempic-Rezepte …
Teilmenge: Wie hoch ist die Zuzahlung bei anderer Wirkstärke?
Welche Packung für die Zuzahlung bei der Abgabe von Teilmengen heranzuziehen ist, regelt § 61 Sozialgesetzbuch (SGB) V. Doch was …