Seit mehr als drei Jahren ist die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) Kassenleistung und soll dazu beitragen, HIV-Infektionen zu verhindern. Das Problem: Es gibt Luft nach oben. Denn die PrEP wird zu wenig genutzt.
Die Kostenübernahme für PrEP durch die Kassen ist seit 2019 im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) geregelt, und zwar für gesetzlich Versicherte ab 16 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben, darunter Partner:innen von HIV-Patient:innen, homosexuelle Männer, die Sex ohne Kondom haben/hatten. Ziel ist es, das Infektionsgeschehen beziehungsweise die Zahl der HIV-Neuinfektionen einzudämmen – offenbar mit Erfolg.
Zwar lässt sich der genaue Einfluss der PrEP laut dem Robert Koch Institut (RKI) durch ein Corona-bedingt verändertes Sexual- und Testverhalten nicht verlässlich einschätzen. Dennoch blieb die Zahl der Neuinfektionen 2021 weiterhin auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren, wie aus aktuellen Daten des RKI hervorgeht.
Das Problem: Das Potenzial der Schutzmaßnahme wird nicht ausgeschöpft, kritisiert die Deutsche Aidshilfe (DAH) anlässlich des bevorstehenden Welt-Aids-Tages am 1. Dezember in einer Pressemitteilung. Denn PreP werde noch zu selten genutzt. „Das RKI stellt fest, dass noch nicht alle Menschen von dieser Schutzmethode erreicht werden, die dafür in Frage kommen.“
Verschreibung nur durch Spezialpraxen: PrEP zu wenig genutzt
Hinzu kommen je nach Region Engpässe bei der Versorgung von Patient:innen und zu hohe Hürden bei der Verschreibung. Der Grund: Die Verordnung von PrEP darf weiterhin nur durch spezialisierte Ärzt:innen erfolgen, die sich dafür fortbilden müssen. Demnach bieten nur wenige Praxen die Leistung an. Die Folge: Lange Wartezeiten und weite Fahrtwege für einige Patient:innen.
Daher die klare Forderung der DAH: „Wir brauchen eine flächendeckende, unkomplizierte Versorgung mit dieser hoch wirksamen Schutzmethode. Das bedeutet vor allem: mehr Ärztinnen und Ärzte, die sie verschreiben.“ Um einen niedrigschwelligen Zugang zu ermöglichen, kommen laut der DAH auch Hausarztpraxen ins Spiel. Außerdem müsste das Erwerben der entsprechenden Fachkenntnisse vereinfacht werden.
„Alle, die PrEP brauchen oder wollen, müssen auch Zugang bekommen“, lautet das Fazit der DAH.
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