Negative Schlagzeilen aus Großbritannien führen zu Sorgen bei Patient:innen. Pregabalin soll im Zusammenhang mit zahlreichen Todesfällen stehen, wie verschiedene britische Medien berichten. Doch was genau steckt dahinter und wie kannst du den Patient:innen bei der Beratung ihre Ängste nehmen?
Innerhalb der letzten fünf Jahre gab es in Großbritannien einen starken Anstieg von Todesfällen, die im Zusammenhang mit Pregabalin registriert wurden. Das „Office for National Statistics“ (ONS) stellt in seinem aktuellen Bericht eine Anzahl von 3.400 Todesopfern im Zeitraum von 2017 bis 2022 in England, Wales und Schottland dar. Beachtet werden muss hierbei jedoch, dass die Todesfälle zum Großteil durch eine missbräuchliche Anwendung oder die Kombination mit Opioiden auftraten.
Wirkweise von Pregabalin und Missbrauchspotential
Pregabalin ist ein Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und gehört zur Wirkstoffgruppe der Antikonvulsiva. Die Wirkung ähnelt der GABA-Wirkung, allerdings wird diese im Fall von Pregabalin nicht über die Bindung an GABA-Rezeptoren, sondern an spannungsabhängigen Calciumkanälen im Zentralnervensystem erreicht. Dadurch findet eine Verringerung des Calcium-Einstroms statt, was wiederum zu einer Reduzierung der Ausschüttung von Neurotransmittern führt. Das Ergebnis ist eine Senkung der neuronalen Erregbarkeit. Angewendet wird Pregabalin zur Zusatztherapie bei Epilepsie, bei neuropathischen Schmerzen, Phobien und Angststörungen.
Die Nebenwirkungen von Pregabalin sind vielfältig. So kann es unter anderem zu Kopfschmerzen, Muskelkrämpfen, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Atemwegsinfektionen, Halluzinationen, gesteigertem Appetit und Herz-Kreislauf-Problemen kommen. Weitere wichtige Nebenwirkungen sind eine übersteigerte Euphorie und Entzugssymptome bei Absetzung des Arzneimittels. Die beiden letztgenannten unerwünschten Wirkungen sind auch diejenigen, die das erhöhte Abhängigkeitspotential des Wirkstoffs bedingen. Patient:innen, die drogenabhängig sind oder waren, sollten nicht mit Pregabalin behandelt werden. Bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen psychotropen Substanzen kann deren Wirkung verstärkt werden.
Die gehäuften Todesfälle in Großbritannien lassen sich zu 90 Prozent auf eine gemeinsame Einnahme mit Opioiden zurückführen. Allerdings ist hierbei die Dosis der eingenommenen Arzneimittel zu beachten, da die Letalität dosisabhängig ist. Häufig lag für die eingenommene Medikation bei den Verstorbenen auch keine ärztliche Verschreibung vor.
Beratung in der Apotheke
Patient:innen, die eine Verordnung über Pregabalin erhalten haben oder das Arzneimittel bereits seit längerer Zeit anwenden, können durch die negativen Schlagzeilen verunsichert werden. Hier ist dein Einsatz als PTA gefragt, denn mit einer fundierten und empathischen Beratung kannst du die Ängste aus dem Weg räumen. Nimm die Patient:innen und ihre Sorgen in jedem Fall ernst und erkläre das Zustandekommen der Todesfälle im Zusammenhang mit Pregabalin. Dies wirkt auch noch einmal sensibilisierend auf die Anwender:innen, da die Wichtigkeit der ordnungsgemäßen Einnahme im Fokus steht. Die Einnahme von Pregabalin ist, bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, nicht tödlich und sollte wie verordnet weitergeführt werden.
Wachsam solltest du sein, wenn Patient:innen dir innerhalb eines kurzen Zeitraums mehrere Rezepte mit Pregabalin vorlegen und die verordnete Menge den vorgesehenen Bedarf übersteigt. Auch die gemeinsame Verschreibung mit Opioiden oder anderen psychotropen Substanzen verlangt nach einer ausführlichen Beratung und gegebenenfalls einer Rücksprache mit der behandelnden Praxis.
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