Die Abgabe eines Antibiotikums erfordert immer eine ausführliche Beratung der betroffenen Patient:innen. Besondere Vorsicht ist jedoch geboten, wenn bereits andere Arzneimittel in der Dauermedikation verwendet werden, da eventuell Wechselwirkungen auftreten könnten. Ein häufig vorkommendes Beispiel ist die Interaktion zwischen Pille und Antibiotikum. Aber ist diese überhaupt beachtenswert?
Die mögliche Herabsetzung der Wirkung der Anti-Baby-Pille durch die gleichzeitige Einnahme eines Antibiotikums sorgt immer wieder für Beratungsbedarf in der Apotheke. Eine signifikante Verschlechterung des Pearl-Index, der bei Kombipräparaten bei 0,7 liegt, ist nicht bekannt. Ebenso gibt es kaum wissenschaftliche Grundlagen, die die These stützen, dass die Wirkung der Pille durch ein Antibiotikum so beeinflusst wird, dass eine Schwangerschaft möglich ist. Jedoch wird in den Fachinformationen immer wieder auf einen möglichen negativen Einfluss des Antibiotikums hingewiesen.
Ist der enterohepatische Kreislauf die mögliche Erklärung?
Die in kombinierten oralen Kontrazeptiva vorkommenden Wirkstoffe Estrogen oder Ethinylestradiol besitzen einen hohen First-Pass-Effekt und werden in der Darmschleimhaut und in der Leber mit Glucuronsäure und Schwefelsäure konjugiert. Über die Galle gelangen die Metaboliten erneut in den Darm, um dort von Darmbakterien aufgespalten und erneut resorbiert werden zu können.
Die Einnahme eines Antibiotikums kann diesen Kreislauf unterbrechen, indem die Darmbakterien, die für die Aufspaltung zuständig sind, abgetötet werden. So wird das Estrogen zu früh ausgeschieden und kann nicht vollumfänglich zur Wirkung kommen.
Bei Präparaten, die nur Gestagen enthalten – Minipillen – ist mit dieser Interaktion nicht zu rechnen. Kundinnen, die das Hormonpflaster oder den Vaginalring nutzen, sollten ebenfalls auf die mögliche Interaktion hingewiesen werden, da auch bei diesen beiden Verhütungsformen Estrogen enthalten ist.
Pille und Antibiotikum: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Bei der Anwendung eines Antibiotikums können auch Nebenwirkungen wie Erbrechen oder Durchfall auftreten. Dadurch kann die Wirkung der Pille ebenfalls deutlich herabgesetzt werden, wenn die Verweildauer des Wirkstoffs im Körper zu gering ist. Sollten innerhalb der ersten vier Stunden nach Einnahme der Pille Übelkeit und Erbrechen auftreten, ist die empfängnisverhütende Wirkung nicht mehr gesichert.
Allgemein ist es für Kundinnen ratsam, bei gleichzeitiger Einnahme von Pille und Antibiotikum eine weitere Verhütungsmethode wie ein Kondom bis zum Ende des derzeitigen Pillenzyklus anzuwenden. So kann die Möglichkeit einer ungewollten Schwangerschaft am sichersten ausgeschlossen werden.
Bei Wirkstoffen, die starke CYP-Induktoren sind (zum Beispiel Rifampicin) gilt besondere Vorsicht, da dabei die Wirkung der Pille über den Einfluss auf das CYP-System herabgesetzt wird. In einem solchen Fall wird dazu geraten, eine zusätzliche Verhütungsmethode bis zwei Monate nach Absetzen des Antibiotikums zu verwenden.
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