EllaOne (Ulipristalacetat) bekommt Konkurrenz: Zum 1. Juni 2020 bringt Hexal Lencya 30 mg als Filmtablette auf den Markt. Generika kommen auch von Aliud und Mylan.
Neue Konkurrenz: „Pille danach“ nun generisch
Seit 2015 ist die „Pille danach“ rezeptfrei. Als Notfallkontrazeptiva kommen das seit Längerem generische Levonorgestrel und Ulipristalacetat zum Einsatz. Levonorgestrel (LNG) findet bereits seit 1979 Anwendung, Ulipristalacetat (UPA) seit etwa zehn Jahren.
Seit Kurzem ist auch UPA generisch. Die Marktexklusivität für EllaOne ist am 25. Mai 2020 abgelaufen, wie Hexal mitteilt. Aus Holzkirchen kommt zum 1. Juni 2020 mit Lencya 30 mg Filmtablette ein Generikum, das auch ab sofort lieferbar ist. Außerdem haben Mylan mit Femke 30 mg und Aliud mit Ulipristalceatat AL 30 mg ebenfalls Nachahmerpräparate im Markt.
LNG oder UPA?
Bei rechtzeitiger Einnahme können beide Wirkstoffe den Eisprung verschieben. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es dennoch nicht. Hat der Eisprung bereits stattgefunden, sind beide Substanzen unwirksam. Außerdem besteht nach der Einnahme der Notfallkontrazeptiva kein Verhütungsschutz für den Rest des Zyklus.
Weil der genaue Zeitpunkt des Eisprungs nicht genau vorhergesagt werden kann, wird die Einnahme beider Wirkstoffe zu jedem Zykluszeitpunkt empfohlen. Generell sollten Notfallkontrazeptiva nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr so schnell wie möglich am besten innerhalb von zwölf Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden.
Weiblicher Zyklus und Eisprung
Im Durchschnitt dauert der weibliche Zyklus 28 Tage. Doch der Zeitraum ist variabel und kann zwischen 21 und 35 Tagen andauern. So variabel wie der Zyklus ist demnach auch der Eisprung, zu dessen Zeitpunkt die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) am höchsten ist. Der Spiegel beginnt zwei Tage vor der Ovulation anzusteigen. In der Theorie kommt es in der Zyklusmitte – also am 14. Tag – zum Eisprung. Nun ist die Eizelle für zwölf bis 24 Stunden befruchtungsfähig. Die größte Chance auf eine Schwangerschaft besteht daher kurz vor dem Eisprung, denn die Spermien können bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben.
LNG ist ein synthetisches Gestagen und kann bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Einsatz kommen. Gleiches gilt für den Progesteron-Rezeptor-Modulator UPA, der darüber hinaus bis zu 120 Stunden (fünf Tage) geschluckt werden kann. Liegt der Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs länger als fünf Tage zurück, ist die Frau an einen Gynäkologen zu verweisen. Gleiches gilt bei Verdacht einer bestehenden Schwangerschaft.
UPA verzögert den Eisprung auch dann noch, wenn der LH-Anstieg bereits begonnen hat.
Die Wirksamkeit von LNG und UPA kann durch Induktoren von CYP3A4 gemindert werden. Eine Interaktion ist unter anderem möglich mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie dem Antibiotikum Rifampicin, den HIV-Therapeutika Efavirenz und Ritonavir, den Antiepileptika Phenytoin und Carbamazepin oder dem rezeptfreien Johanniskraut. Frauen, die innerhalb der letzten vier Wochen vor der Verhütungspanne einen CYP3A4-Induktor eingenommen haben, sollten auf die Anwendung von UPA verzichten. In diesem Fall ist die Kupferspirale, die auch noch fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden kann, eine sichere Alternative. Möglich wäre auch die Gabe der doppelten Menge LNG (3 mg statt 1,5 mg) innerhalb von 72 Stunden nach der Panne.
Liegen schwere Leberfunktionsstörungen vor, ist die Anwendung beider Wirkstoffe nicht empfohlen.
Kommt es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme des Notfallkontrazeptivums zu Erbrechen, ist die Einnahme einer zweiten Dosis empfohlen.
Menstruation kommt später
Nach der Einnahme der Notfallkontrazeptiva kann die nächste Menstruation verspätet eintreten. In Einzelfällen kann die nächste Regel sich sogar um mehr als 20 Tage verzögern. Bleibt die Monatsblutung mehr als sieben nach dem errechneten Termin aus, sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt oder ein Gynäkologe aufgesucht werden.
Verhütungspanne in der Stillzeit
LNG geht in die Muttermilch über, die Einnahme wird demnach direkt nach dem Stillen empfohlen. Die Frauen sollten zudem eine Stillpause von mindestens acht Stunden einhalten. Nach der Einnahme von UPA ist eine Stillpause von mindestens einer Woche empfohlen. In der Zeit sollte regelmäßig Muttermilch abgepumpt und verworfen werden. So wird die Milchbildung aufrechterhalten.
Achtung! Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten!
LNG und UPA können vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen, jedoch nicht vor Hepatitis, HIV, Tripper, Gonorrhö, Syphilis oder Chlamydien. Besteht ein entsprechender Verdacht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Die Kasse zahlt
Notfallkontrazeptiva werden bis zum vollendeten 22. Lebensjahr von den Kassen erstattet, vorausgesetzt, sie sind auf einem Muster-16-Formular ärztlich verordnet.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Weihnachtsgeld: Nur rund die Hälfte bleibt übrig
Knapp neun von zehn Tarifbeschäftigten bekommen in diesem Jahr Weihnachtsgeld, und zwar im Schnitt rund 3.000 Euro, wie Zahlen des …
E-T-Rezept ab Januar?
Arzneimittel mit den Wirkstoffen Lenalidomid, Pomalidomid oder Thalidomid dürfen nur auf einem speziellen Formular – dem T-Rezept – verordnet werden. …
Trichloressigsäure-Lösungen: Schutzbrille ist Pflicht
Vorsicht, ätzend: Bei der Herstellung von Trichloressigsäure-Lösungen in der Rezeptur lauern einige Stolperfallen. Und auch bei der Anwendung gibt es …