Kondom gerissen, Pille vergessen oder gar nicht verhütet: Um nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern, kommen Notfallkontrazeptiva – unter anderem mit dem Wirkstoff Levonorgestrel – ins Spiel. Wie sich eine Kombination aus der Pille danach und Piroxicam auswirkt, zeigt eine Studie.
Die Pille danach ist hierzulande seit rund acht Jahren verschreibungsfrei. Bis zum Alter von 22 Jahren sind Notfallkontrazeptiva zulasten der Kassen verordnungs- und erstattungsfähig – mit Ausnahme der Zuzahlung.
Die Präparate mit Levonorgestrel oder Ulipristalacetat sollen den Eisprung nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr verhindern beziehungsweise verschieben und so einer Schwangerschaft entgegenwirken. Wird zusätzlich zur Pille danach mit Levonorgestrel Piroxicam eingenommen, kann dies den empfängnisverhütenden Effekt verstärken. Das ist das Ergebnis einer Studie aus Hongkong.
Levonorgestrel ist ein synthetisches Gestagen, das zur oralen Kontrazeption, zur Notfallkontrazeption sowie zur Hormonersatztherapie eingesetzt wird. Im Rahmen der Notfallkontrazeption unterdrückt es den Luteinisierenden Hormon-(LH-)Peak und verschiebt so den Eisprung. Dafür wird jedoch laut dem Bundesverband der Frauenärzte (bvf) eine Anlaufzeit von zwei Tagen benötigt. Die Einnahme sollte innerhalb von 72 Stunden nach der Verhütungspanne erfolgen und wird zu jedem Zeitpunkt des Menstruationszyklus empfohlen.
Piroxicam ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) und kommt unter anderem bei Arthrose, rheumatoider Arthritis sowie Morbus Bechterew zum Einsatz. Der Wirkstoff hemmt reversibel die Cyclooxygenase sowie die Prostaglandin-Produktion und wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd, fiebersenkend und blutverdünnend. Piroxicam ist jedoch nicht zur Akutbehandlung von Schmerzen angezeigt, da es seine Wirkung erst nach fünf bis zehn Tagen entfaltet.
Pille danach mit Piroxicam wirksamer?
In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie hat ein internationales Forscherteam zwischen 2018 und 2022 an einem Zentrum für sexuelle und reproduktive Gesundheit in Hongkong überprüft, ob und wie sich die Einnahme von Piroxicam in Kombination mit der Pille danach – genau mit einem Levonorgestrel-haltigen Präparat – auswirkt. Dafür erhielten 836 Frauen, die ein Notfallkontrazeptivum benötigten, jeweils 1,5 mg Levonorgestrel und zusätzlich entweder 40 mg Piroxicam oder ein Placebo.
Dabei zeigte sich, dass es unter der Kombi aus Piroxicam und Levonorgestrel seltener zu ungewollten Schwangerschaften kam. Laut Berechnungen des Forscherteams ergebe sich für die Kombi aus der Pille danach und Piroxicam eine Schutzwirkung von 95 Prozent, während sie unter Levonorgestrel allein lediglich bei 63 Prozent liege. Ein möglicher Grund ist laut den Forschenden die Hemmung der Prostaglandin-Produktion durch Piroxicam. Denn dadurch würde sich unter anderem der Ovulations-fördernde Effekt der Prostaglandine reduzieren, sodass der Eisprung neben der Einnahme von Levonorgestrel zusätzlich erschwert wird.
In puncto Nebenwirkungen zeigten sich keine Unterschiede zwischen der Kombi aus der Pille danach und Piroxicam oder Levonorgestrel allein. Eine offizielle Empfehlung für die kombinierte Einnahme gibt es jedoch nicht, denn die Ergebnisse müssten erst durch weitere Studien belegt werden. Außerdem wurde nicht überprüft, ob der kontrazeptive Effekt von Levonorgestrel auch mit anderen NSAR verstärkt werden kann.
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