Pharmystery: Acetylsalicylsäure – vom Labor ins Weltall
Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) erfreut sich für verschiedene Anwendungsgebiete großer Beliebtheit. Im Jahr 1897 nahm die Erfolgsgeschichte ihren Anfang und schon kurz darauf war der Wirkstoff nicht mehr wegzudenken.
Die schmerzlindernde Wirkung der Weidenrinde wurde bereits in der Antike entdeckt. Sie enthält den Stoff Salicylsäure, der neben seiner analgetischen und antipyretischen Wirkung auch zahlreiche Nebenwirkungen hervorrief. Felix Hoffmann, der Acetylsalicylsäure erstmals synthetisierte, hatte auch einen privaten Bezug zu seiner Forschung. Sein Vater musste Natriumsalicylat zu sich nehmen, um seine Rheumaschmerzen zu lindern. Auch er litt unter den starken Nebenwirkungen, dem bitteren Geschmack und der damit einhergehenden Übelkeit.
Acetylsalicylsäure als Ausweg
Durch die Acetylierung der Salicylsäure mit wasserfreier Essigsäure konnte Hoffmann am 10. August 1897 den Stoff Acetylsalicylsäure in reiner Form synthetisieren. In seinem Labortagebuch notierte Hoffmann dazu folgende Zeilen: „Läßt man 100,0 Salicylsäure mit 150,0 Acetanhydrid 3 Stunden unter Rückfluss, so ist die Salicylsäure quantitativ acetyliert.“
Nach ersten eher zurückhaltenden Reaktionen auf Hoffmanns Entdeckung wurde schließlich eine klinische Studie an mehr als 50 Patient:innen am Diakonissenhaus in Halle (Saale) durchgeführt. Hierbei wurde die analgetische, antipyretische und antiphlogistische Wirkung von Acetylsalicylsäure bestätigt, wobei die Verträglichkeit, im Gegensatz zu Vorgängerpräparaten, deutlich gebessert wurde. Aufgrund dieser Forschungsergebnisse ließ die Firma Bayer, für die Felix Hoffmann arbeitete, schließlich den Handelsnamen „Aspirin“ am 6. März 1899 beim Kaiserlichen Patentamt eintragen.
Begonnen wurde der Vertrieb von Acetylsalicylsäure als Pulver in Glasflaschen mit 250 g Inhalt. Bald schon gab es zahlreiche Generika, von denen sich Bayer abheben wollte. Sie produzierten Aspirin in Tablettenform, um die Einnahme zu vereinfachen und eine standardisierte Dosierung zu ermöglichen.
Mit ASS zum Mond und zum Nobelpreis
Im Jahr 1969 gehörte Acetylsalicylsäure zur medizinischen Grundausstattung der Apollo 11-Mission und flog so mit Neil Armstrong und seinem Team zum Mond. Natürlich fand sich die Weltraumreise auch in der Werbung wieder: „Astronauten können sich keine Kopfschmerzen leisten. Weder in der Weltraumkapsel noch auf dem Mond. Bei der ,teuersten Reise der Welt’ – der Fahrt zum Mond – durfte ein Kopfschmerzmittel nicht fehlen.“
Tatsächlich konnte die genaue Wirkweise von Acetylsalicylsäure nicht erklärt werden. Der britische Biochemiker und Pharmakologe John Vane konnte schließlich 1971 beweisen, dass der Wirkstoff ASS die Synthese von Prostaglandinen hemmt, die Entzündungen im Körper fördern und auch Schmerzen hervorrufen. Seine Erkenntnisse wurden schließlich 1982 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt Acetylsalicylsäure seit 1977 auf ihrer „Liste der unentbehrlichen Arzneimittel“ als Analgetikum.
ASS zählt zu den am meisten verwendeten Arzneistoffen der Welt. Dies ist vor allem dem breiten Anwendungsgebiet und der guten Verträglichkeit zu verdanken. Heute gibt es Acetylsalicylsäure in verschiedenen Darreichungsformen und Stärken.
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