Seit rund einem Jahr ist Mounjaro (Tirzepatid, Eli Lilly) nicht nur im Rahmen der Diabetes-Behandlung, sondern auch zur Gewichtsreduktion bei Adipositas zugelassen. Doch es drohen Nebenwirkungen. Nun könnte die Anwendung von Mounjaro sogar zum Tod einer Patientin geführt haben.
Mounjaro enthält den dualen GIP- und GLP-1-Rezeptor-Agonisten Tirzepatid. Der Wirkstoff erhöht die Insulinausschüttung, senkt Glucagon- und Glucosespiegel, verzögert die Magenentleerung und reduziert das Körpergewicht. Das Arzneimittel ist zugelassen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität, wenn Metformin nicht vertragen wird. Hinzukommt die Indikation Gewichtsmanagement. So kommt Mounjaro als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zur Gewichtskontrolle, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung zum Einsatz, und zwar bei Erwachsenen mit einem anfänglichen Body-Mass-Index (BMI) von
- ≥ 30 kg/m2 (Fettleibigkeit) oder
- ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2 (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (beispielsweise Bluthochdruck, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus).
Eine Patientin aus Schottland hat das Arzneimittel als Abnehmhilfe genutzt. Die Folge: Nach der Anwendung von Mounjaro kam es zum Tod.
Tod nach Mounjaro-Anwendung
Eine 58-jährige Frau aus North Lanarkshire (Schottland) hat nach ärztlicher Rücksprache Mounjaro angewendet, um Gewicht zu verlieren. Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas lagen bei ihr nicht vor. Nachdem sich die Frau das Präparat zwei Wochen lang jeweils einmal wöchentlich injiziert hatte, kam sie mit starken Magenschmerzen und Übelkeit ins Krankenhaus. Wenige Tage später erlitt sie eine Pankreatitis, fiel ins Koma und verstarb.
Die behandelnden Ärzt:innen sehen ihren Tod im Zusammenhang mit der Anwendung von Mounjaro. So werden im Totenschein als unmittelbare Todesursachen multiples Organversagen, septischer Schock und Pankreatitis aufgeführt – aber auch „die Einnahme von verschriebenem Tirzepatid“ wird als beitragender Faktor aufgeführt. Denn der Wirkstoff kann – ähnlich wie der GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutid – häufig zu gastrointestinalen Nebenwirkungen führen, die mitunter auch schwer ausfallen können. Außerdem wird in der Packungsbeilage von Mounjaro vor dem gelegentlichen Auftreten (bis zu 1 von 100 Patient:innen) einer Pankreatitis gewarnt.
Nutzen überwiegt Risiken
In Großbritannien sind der zuständigen Gesundheitsbehörde MHRA zwischen Januar und Mai 2024 insgesamt 208 Berichte über Nebenwirkungen unter Tirzepatid, darunter 31 schwere Fälle gemeldet worden. Hinzu kam ein mutmaßlicher Todesfall, bei dem der Zusammenhang jedoch nicht belegt ist.
Sowohl der Hersteller als auch die MHRA wiesen jedoch zuletzt auf die im Rahmen des Zulassungsverfahrens durchgeführten Studien hin, die zu dem Ergebnis kamen, dass die Vorteile die Risiken des Arzneimittels überwiegen. Die Sicherheit von neuen Medikamenten wie Mounjaro werde jedoch weiterhin streng überwacht. Bei Anzeichen für Nebenwirkungen sollten Patient:innen ärztlichen Rat einholen, so die Empfehlung.
Mehr aus dieser Kategorie
Mounjaro-Kwikpen: Patient:innen melden „mechanischen Defekt“
Im August vergangenen Jahres hatte Lilly Anwendungshinweise zu Mounjaro (Tirzepatid) geliefert. Dabei wurde auf die korrekte Entlüftung und die Überfüllung …
Wirkstoffangabe bei Fertigarzneimitteln vertagt
Vor Kurzem tagte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht. Neben verschiedenen Switches wurde auch zur verpflichtenden Wirkstoffangabe bei Fertigarzneimitteln beraten – ohne …
Entlassrezept: Kassen dürfen nicht retaxieren
Seit 1. Januar gelten Änderungen beim Entlassmanagement. Grundlage ist ein Schiedsspruch, der Anpassungen in der Anlage 8 zum Rahmenvertrag mit …