Dass der Hype um Ozempic (Semaglutid, Novo Nordisk) lebensgefährlich sein kann, zeigen die Untersuchungsergebnisse der gefälschten Ozempic-Pens. Anstelle von Semaglutid enthalten die Pens Insulin. „Gier gefährdet hier Menschenleben! Wer Arzneimittel gegen Diabetes fälscht, riskiert den Tod von Patienten“, mahnt Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein.
In Deutschland gibt es laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) keine Erkenntnisse darüber, ob gefälschte Ozempic-Pens die Patient:innen erreicht haben. Anders in Österreich, wo Anwender:innen im Krankenhaus behandelt werden mussten. Novo Nordisk reagierte und veröffentlichte Patienteninformationen zur Identifizierung der Fälschung. Denn: Semaglutid und Insulin verfolgen zwei verschiedene Wirkmechanismen. Semaglutid fördert als GLP-1-Agonist die Ausschüttung von Insulin und hemmt die Freisetzung von Glucagon – der Blutzuckerspiegel sinkt. Das Arzneimittel wird einmal wöchentlich angewendet. Insuline hingegen binden an Insulinrezeptoren und besitzen blutzuckersenkende und antidiabetische Eigenschaften. Die Aufnahme von Blutglucose in das Gewebe wird gefördert. Eine Überdosierung von Insulin kann zu einer schweren und unter Umständen zu einer lebensbedrohlichen Hypoglykämie führen.
In Österreich mussten Anwender:innen aufgrund von Unterzuckerung und Krampanfällen im Krankenhaus behandelt werden, nachdem sie gefälschtes Ozempic – in dem sich Insulin statt Semaglutid befand – angwendet hatten. Die Fälschung hatten die Betroffenen nicht in einer Apotheke, sondern in einer Arztpraxis erworben.
„Man muss es ganz deutlich sagen: Gier gefährdet hier Menschenleben! Wer Arzneimittel gegen Diabetes fälscht, riskiert den Tod von Patienten. Nur, um ordentlich Kasse zu machen“, kritisiert Hoffmann. „Unsere Patienten und alle Anwender müssen wissen, dass eine Überdosierung von Insulin zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Man tut sich keinen Gefallen damit, diese Abnehm-Spritzen auf dubiosen Wegen zu besorgen. Nur Apotheken vor Ort – und nicht zwielichtige Bezugswege über das Internet – bieten die Sicherheit, die bei Arzneimitteln generell und hier in besonderem Maße wichtig ist.“
Die Apotheken vor Ort seien unverzichtbar. „Nur in den über 2.000 öffentlichen Apotheken im Rheinland und den insgesamt fast 18.000 Apotheken in Deutschland ist Arzneimittelsicherheit in bewährter Weise gewährleistet. Hier finden die Bürger Rat im Umgang mit Medikamenten und Wirkstoffen. Wenn Patienten die Packung vor Ort öffnen und den Pen vom Apotheken-Team auf Echtheit überprüfen lassen wollen, so leisten die Teams diesen Service gern.“
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