Die Pollen fliegen und in der Apotheke ist die Qual der Wahl groß, wenn es um orale Antihistaminika geht. Was hilft gegen laufende Nasen und tränenden Augen sowie Juckreiz? Wie unterscheiden sich orale Heuschnupfenmittel und wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Im März machen unter anderem Birke, Erle, Hasel, Weide, Pappel und Eiche Heuschnupfengeplagten das Leben schwer. Etwa 15 Prozent der Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Heuschnupfen – treffen kann es jede/n, und zwar in jedem Alter. Die Symptome können sowohl systemisch als auch lokal anzuwendende Präparate lindern. Häufig kommen orale Antihistaminika zum Einsatz.
Dimetinden ist zur symptomatischen Linderung von histaminbedingtem Juckreiz, Nesselsucht, Insektenstichen und allergischem Schnupfen bei Patient:innen älter als sechs Jahre zugelassen. Bei Kindern im Alter von einem Jahr bis elf Jahren wird entsprechend dem Körpergewicht dosiert. Ab zwölf Jahren beträgt die empfohlene Tagesdosis 3 bis 6 mg Dimetindenmaleat verteilt auf drei Einzeldosen.
Das H1-Antihistaminikum besitzt antihistamine, antiallergische, juckreizlindernde, dämpfende und lokalanästhetische Eigenschaften.
Loratadin wird zur symptomatischen Therapie der allergischen Rhinitis und der chronischen, idiopathischen Urtikaria eingesetzt. Der Arzneistoff kann ab einem Alter von zwei Jahren angewendet werden. Ab einem Körpergewicht von 30 kg wird einmal täglich eine Tablette zu 10 mg Loratadin eingenommen. Wer weniger als 30 kg wiegt, sollte eine halbe Tablette entsprechend 5 mg einmal täglich schlucken. Die Tabletten werden unabhängig von den Mahlzeiten vorzugsweise vor dem Schlafengehen eingenommen.
Cetirizin wird zur Linderung von nasalen und okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis sowie zur Linderung von Symptomen einer chronisch idiopathischen Urtikaria angewendet. Ab einem Alter von zwölf Jahren soll einmal täglich eine Tablette zu 10 mg eingenommen werden. Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren nehmen als Tagesdosis 5 mg ein. Für alle jüngeren Patient:innen steht ein Saft als Alternative zur Verfügung.
Cetirizin oder Loratadin? Müdigkeit und Wirkeintritt
Cetirizin und Loratadin sind Antihistaminika der zweiten Generation. Der Nachteil: Beide Arzneistoffe können müde machen – wobei Loratadin bei vielen Betroffenen weniger schläfrig macht, allerdings ist dies individuell verschieden. Laut Gebrauchsinformation beträgt die Häufigkeit der Schläfrigkeit unter Cetirizin knapp 10 Prozent und unter Loratadin etwa 1 Prozent.
Zum Vergleich: Dimetinden, das zu den Antihistaminika der ersten Generation gehört, besitzt einen stärker sedierenden Effekt.
Cetirizin entfaltet bereits nach 30 bis 90 Minuten seine Wirkung. Die maximale Plasmakonzentration wird innerhalb von ± einer halben Stunde erreicht. Die terminale Halbwertszeit liegt bei etwa zehn Stunden. Loratadin ist ein Prodrug und muss erst in der Leber zur eigentlichen Wirkform – Desloratadin – umgewandelt werden. Somit setzt die Wirkung im Vergleich zu Cetirizin später – nach etwa 60 bis 90 Minuten ein.
Cetirizin ist auch zur Linderung von „okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis“ zugelassen. Loratadin nicht.
Desloratadin wird zur symptomatischen Behandlung der allergischen Rhinitis und zur Besserung der Symptome einer Urtikaria ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet. Ab einem Alter von zwölf Jahren kann einmal täglich eine Tablette zu 5 mg mit oder ohne Nahrung eingenommen werden.
Levocetirizin wird zur Linderung von nasalen und okularen Symptomen bei saisonaler und perennialer allergischer Rhinitis sowie zur Linderung von Symptomen einer chronisch idiopathischen Urtikaria ab einem Alter von sechs Jahren angewendet. Einmal täglich soll eine Tablette zu 5 mg eingenommen werden.
Levocetirizin und Desloratadin vs. Cetirizin und Loratadin
Levocetirizin und Desloratadin sind Antihistaminika der dritten Generation. Die Weiterentwicklungen haben einen wesentlichen Vorteil: weniger Wirkstoff bei gleichem Effekt.
Desloratadin wirkt schneller als Loratadin, weil es sich bereits um die aktive Form handelt. Desloratadin besitzt zudem eine 2,5- bis 4-fach höhere Wirksamkeit und eine 150-fach höhere Affinität zum H1-Rezeptor als Loratadin. Im Vergleich zu Loratadin soll Desloratadin weniger müde machen.
Bilastin gehört zu den nicht-sedierenden, langwirksamen Antihistaminika. Der Wirkstoff besitzt eine selektive antagonistische Affinität für den peripheren H1-Rezeptor, aber keine Affinität zu Muskarinrezeptoren. Laut Fachinfo hemmt Bilastin nach einmaliger Gabe eine histamininduzierte Quaddelbildung und Hautrötung für 24 Stunden.
Der Wirkstoff hat ein breites Anwendungsgebiet und wird zur symptomatischen Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis (saisonal und perennial) und Urtikaria bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren eingesetzt. Eimal täglich wird eine Tablette oder Schmelztablette zu 20 mg angewendet.
Außerdem steht die Wirkstoffkombi aus Triprolidin und Pseudoephedrin bei allergischer Rhinitis mit verstopfter Nase zur Verfügung und ist für die zweimal tägliche Einnahme geeignet. Achtung: Die Wirkstoffkombi sollte nur im Alter von zwölf bis 60 Jahren angewendet werden.
Orale Antihistaminika in der Schwangerschaft
Mittel der Wahl in der Schwangerschaft ist Loratadin. Denn für das Antihistaminikum sind die meisten Untersuchungen zur Anwendung in der Schwangerschaft dokumentiert. Cetirizin, Levocetirizin und Dimetinden können zwar auch angewendet werden, allerdings ist Loratadin zu bevorzugen. Die Kombinationspräparate aus Cetirizin oder Triprolidin mit Pseudoephedrin sind hingegen für Schwangere tabu.
Tipp: Ein hoher Folatspiegel im Blut geht laut einer Studie der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore mit einem geringeren Immunglobulin E (IgE)-Antikörper-Level einher. Weniger IgE bedeutet weniger Histaminausschüttung und somit weniger allergische Symptome.
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