Sechs von zehn Deutschen hatten in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Rückenschmerzen, fast jede/r Zweite klagte über Nackenschmerzen. Zur Behandlung kommen unter anderem Opioide in Betracht. Doch dass Opioide bei Rücken- und Nackenschmerzen für Linderung sorgen können, ist laut einer aktuellen Studie fraglich.
Opioide wie Oxycodon, Morphium und Co. besitzen schmerzlindernde, dämpfende, beruhigende sowie psychotrope Eigenschaften und kommen daher vor allem in der Schmerztherapie zum Einsatz. Das Problem: Sie besitzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Daher ist eine sorgfältige Nutzen-Risiken-Analyse vor der Anwendung unverzichtbar. Bei der Behandlung von Rücken- und Nackenschmerzen haben Opioide zudem nicht den gewünschten Effekt, wie eine neue Studie zeigt. Mehr noch: Das Schmerzempfinden kann sich sogar verschlimmern.
Rücken- und Nackenschmerzen: Opioide nicht mehr Mittel der Wahl?
Forschende der Universität Sydney (Australien) haben in einer randomisierten placebokontrollierten Studie untersucht, ob Opioide bei Erwachsenen mit seit mindestens zwölf Wochen andauernden mittelstarken Rücken- und Nackenschmerzen für Linderung sorgen können. Dafür wurden Patientendaten aus mehr als 150 Notaufnahmen analysiert. Die eine Gruppe erhielt Opioide zur Schmerztherapie – genau 20 mg Oxycodon pro Tag –, die andere ein Placebo. Jeweils nach sechs Wochen sowie einem Jahr wurde überprüft, wie sich die Beschwerden entwickelt haben.
Das Ergebnis, das im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde: „Opioide lindern akute Kreuz- oder Nackenschmerzen kurzfristig nicht; sie führen langfristig sogar zu schlechteren Ergebnissen“, heißt es. Demnach gab es nach sechs Wochen keine signifikanten Unterschiede zwischen Verum- und Placebogruppe. Nach einem Jahr zeigten Personen in ersterer sogar geringere Schmerzwerte als Betroffene, die mit Opioiden behandelt wurden. Hinzu kam ein erhöhtes Missbrauchspotenzial in der Wirkstoffgruppe.
Statt Opioiden, wie sie in der klinischen Leitlinie bei Rücken- und Nackenschmerzen empfohlen werden, sollten eher entzündungshemmende Präparate verordnet werden, so das Fazit der Forschenden.
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