Die Omikron-Wand treibt die Corona-Zahlen in ungeahnte Höhen und sorgt dafür, dass sich auch viele Geimpfte infizieren. Die gute Nachricht: Viele von ihnen durchleben dank der Impfung „nur“ einen milden Verlauf. Doch was heißt das überhaupt?
Die tägliche Zahl der Neuinfektionen hat längst den sechsstelligen Bereich geknackt und Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach erwartet schon in Kürze mehrere hunderttausend neue Fälle pro Tag. Damit dürfte sich früher oder später beinahe jede/r mit der neuen Virusvariante infizieren. Die gute Nachricht: Ersten Erkenntnissen zufolge soll die Mutation zu einem milderen Verlauf führen als ihre Vorgänger und ein geringeres Risiko für Krankenhausbehandlungen oder gar Todesfälle aufweisen. Entwarnung bedeutet dies jedoch Expert:innen zufolge nicht. Doch was wird eigentlich als milder Verlauf verstanden? So viel vorweg: Mild bedeutet nicht harmlos.
Die Weltgesundheitsorganisation liefert folgende Einstufung für den Schweregrad bei einer Corona-Infektion:
- Nicht-schweres COVID-19: Definiert als Fehlen jeglicher Kriterien für schweres oder kritisches COVID-19.
- Schweres COVID-19: Definiert durch eines der folgenden Merkmale: Sauerstoffsättigung < 90 Prozent bei Raumluft; Anzeichen einer Lungenentzündung; Anzeichen von schwerer Atemnot
- Kritisches COVID-19: Definiert durch die Kriterien für akutes Atemnotsyndrom, Sepsis, septischer Schock oder andere Zustände, die normalerweise lebenserhaltende Therapien wie mechanische Beatmung notwendig machen.
Ähnlich erklärt es das Robert-Koch-Institut (RKI): Als „leichte/moderate Erkrankung“ gilt eine Corona-Infektion, wenn sie „keine Kriterien einer schweren oder kritischen COVID-19“ erfüllt. Anders als bei asymptomatisch Infizierten können in diesem Stadium des Krankheitsverlaufs jedoch verschiedene Beschwerden wie Erkältungsanzeichen, Geschmack-und/oder Geruchsänderung, Diarrhoe und Co. auftreten. Wie schwer diese Symptome ausfallen und wie lange sie anhalten, wird dabei nicht spezifiziert. Erst wenn sich eine Lungenentzündung ausbildet, handelt es sich laut RKI um eine schwere Erkrankung.
Als milder Verlauf könnte somit alles betrachtet werden, was (noch) keine Lungenentzündung ist oder nicht zu einer Behandlung im Krankenhaus inklusive Beatmung führt, betonte zuletzt auch Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, gegenüber ZDF heute.
Das Problem: Langzeitfolgen können bei jedem Krankheitsverlauf entstehen, egal ob schwer oder leicht. Das fanden Wissenschaftler:innen der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf in einer Studie heraus. Ihnen zufolge könnten auch milde bis moderate Krankheitsverläufe unter anderem Organe wie Herz, Lunge und Nieren beeinträchtigen und zu Beinvenenthrombosen führen. „Die Erkenntnis, dass selbst ein milder Krankheitsverlauf mittelfristig zur Schädigung diverser Organe führen kann, hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint“, mahnen die Studienautor:innen in einer Pressemitteilung.
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