Aufstiegschancen, Schulgeldfreiheit, Kompetenzerweiterung – beim PTA-Beruf gibt es Nachbesserungsbedarf. Der Beruf muss attraktiver werden, um dem Fachkräftemangel, der auch in den Apotheken zu spüren ist, entgegenzuwirken. Wir haben bei den einzelnen Parteien, genauer bei den gesundheitspolitischen Expert:innen nachgefragt: „Welchen Stellenwert hat der Beruf aus Ihrer Sicht, wo gibt es Nachbesserungsbedarf – auch mit Blick auf die PTA-Reform, die 2023 in Kraft tritt –, wie kann einem Fachkräftemangel entgegengewirkt und die Attraktivität gesteigert werden?“ Hier kommen die Antworten.
Saskia Weishaupt MdB
Obfrau im Gesundheitsausschuss, Bündnis 90/Die Grünen
„Der PTA Beruf spielt eine große Rolle, um Vor-Ort-Apotheken zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Durch die Reform bekommen die Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten endlich mehr Verantwortung und einen größeren Handlungsspielraum. Zudem freue ich mich, dass für die Praxisphase eine Vergütung verpflichtend wird. Trotzdem sehe ich auch Nachholbedarf bei dem Gehalt und den Kosten für die Auszubildenden. Hier haben wir uns als Koalition das Ziel gesetzt, dass die vollzeitschulische Ausbildung vergütet und frei von Schulgeld sein muss.“
Nicole Westing, MdB
Pflegepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion
„Die Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen (PTA) leisten einen wesentlichen Beitrag für eine funktionierende Versorgung vor Ort. Der Personalmangel macht auch vor den Apotheken nicht halt, das betrifft natürlich auch die PTA. Darum müssen wir vielfältige Möglichkeiten und Anreize schaffen, um in diesen spannenden Arbeitsbereich einsteigen zu können. Außerdem brauchen wir Aufstiegschancen. Darum müssen wir Angebote ausbauen, die mit steigender Berufserfahrung auch mehr Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen. Den PTA steht nach einigen Jahren im Beruf in vielen Bundesländern ein Studium in unterschiedlichen Bereichen wie Pharmamanagement oder Pharmazie offen – auch ohne Abitur. Das ist für viele ein Anreiz und auch eine Chance, mit dem eigenen Engagement Ziele zu erreichen, die sonst nicht zu erreichen gewesen wären. Das müssen wir auch in der Kommunikation mit interessierten jungen Menschen stärker in den Vordergrund stellen.
Gerade im Gesundheitswesen trifft uns der eklatante Personalmangel in vielen Bereichen sehr hart. Dieser wird durch Ausbildungskosten für die Auszubildenden noch verschärft. Daher sehen wir als Freien Demokraten die Abschaffung des Schulgeldes für alle Ausbildungen im Gesundheitswesen als wichtiges Ziel. Die schwarz-gelbe NRW-Regierung hat das bereits umgesetzt, nun sollte der Bund sich um eine einheitliche Regelung bemühen. Denn gerade in Mangelberufen dürfen wir junge Menschen, die eine Ausbildung antreten wollen, nicht wegen finanzieller Hürden verlieren. Das können wir uns mit Blick auf die künftige Gesundheitsversorgung nicht leisten.
Ebenso wichtig ist aber auch, die Berufe inhaltlich modern zu gestalten. Digitalisierung ist hier nur ein Punkt, der in vielen Ausbildungen besser verankert werden muss. Auch die zukünftigen Arbeitsbedingungen sind für junge Menschen von Bedeutung. Dazu gehören nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch eine starke berufliche Autonomie, Entwicklungsmöglichkeiten und eine angemessene Bezahlung.
Die Umsetzung der Reform im kommenden Jahr werden wir zunächst einmal kritisch-konstruktiv begleiten und dann gemeinsam mit allen Beteiligten im engen Austausch über eventuelle Nachsteuerungen beraten.“
Tino Sorge, MdB
Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
„Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Versorgung in unserem Land. Die Pandemie hat uns allen diesen Beitrag nochmals deutlich vor Augen geführt. Es ist daher wichtig und richtig, dass mit dem PTA-Reformgesetz die Ausbildung und das Berufsbild weiterentwickelt wurden und die Kompetenzen der PTA, insbesondere im Bereich Beratung oder im Apothekenbetrieb, künftig noch erweitert werden. Dies trägt, gemeinsam mit einer auskömmlichen Ausbildungsvergütung, dazu bei, den Beruf auch künftig attraktiv zu gestalten.“
Martin Sichert, MdB
Gesundheitspolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion
„Die PTA erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Versorgung. Wir brauchen nicht immer mehr Akademiker, sondern auch andere gut ausgebildete Fachkräfte. Das Streben nach immer höheren Abiturientenquoten gefährdet den Nachwuchs in den Ausbildungsberufen.
Die AfD will das berufliche Bildungs- und Ausbildungssystem stärken. Der Wert der beruflichen Bildung muss stärker herausgehoben werden. Deshalb befürwortete die AfD-Bundestagsfraktion grundsätzlich die Neuausrichtung der Ausbildung des PTA-Berufs (PTA-Reformgesetz).
Es ist richtig, den Kundenkontakt, die Beratung und die Digitalisierung in den Mittelpunkt zu stellen. Allerdings wurden die Ausbildungsinhalte zu vage definiert. Dass die Ausbildung in den ersten zwei Jahren weiterhin unentgeltlich ist, steigert keinesfalls die Attraktivität des Berufs. Aus diesen Gründen hatte die AfD den Gesetzentwurf letztlich abgelehnt.
Die Forderungen des Bundesverband PTA, d. h. die Schaffung von verbindlichen, allgemein anerkannten Weiterbildungsmöglichkeiten für PTA und die Qualifizierung zur Praxisanleitung von PTA-Auszubildenden in der Apotheke, sehen wir vor dem Hintergrund der Stärkung der Ausbildungsberufe positiv. Wenn es gelingt, mehr junge Menschen für den Beruf zu begeistern, haben Apotheken eine Zukunftschance.“
Eine Antwort von SPD und Die Linke stehen noch aus.
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