Eine bakterielle Infektion der Scheide ist keine Seltenheit – jedes Jahr sind viele Millionen Frauen betroffen; einige sogar mehrmals pro Jahr. Eine intakte Vaginalflora kann vor Infektionen schützen. Gerät die Flora aus dem Gleichgewicht, kann eine bakterielle Vaginose die Folge sein – deine Beratung ist gefragt.
Milchsäurebakterien sorgen für ein saures Scheidenmilieu, das vor Infektionen schützt, denn im Sauren werden pathogene Keime an der Vermehrung gehindert, verdrängt oder abgetötet. Kommt die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht und nimmt die Zahl der Milchsäurebakterien ab, können Keime wie beispielsweise Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae die Oberhand gewinnen und eine bakterielle Vaginose verursachen.
Die Ursachen
Die Ursachen einer bakteriellen Vaginose können verschieden sein, denn zahlreiche Faktoren können die Vaginalfora beeinflussen. Dazu gehören unter anderem Stress, ungeschützter Geschlechtsverkehr, Hormonschwankungen, die Einnahme von Antibiotika, eine übertriebene oder falsche Intimhygiene sowie chronische Erkrankungen wie Diabetes.
Übeltäter von Scheidenpilz ist der ohnehin in der Scheidenflora vorkommende Hefepilz Candida albicans. Kommt er in geringer Zahl vor, treten keine Beschwerden auf. Kommt die Vaginalflora jedoch aus dem Gleichgewicht und gewinnt der Hefepilz die Oberhand, kommt es zu Beschwerden wie beispielsweise Juckreiz oder Brennen.
Die Symptome
Die Betroffenen verspüren im Falle einer bakteriellen Vaginose ein Brennen oder Jucken im Intimbereich und nehmen mitunter einen fischigen Geruch wahr. Außerdem kann sich der normale Ausfluss grau verfärben und mitunter cremig bis schaumig sein. Der pH-Wert des Vaginalsekrets ist höher als 4,5.
Bakterielle Vaginose oder Pilzinfektion?
Obwohl Vaginosen häufiger auftreten, sind Pilzinfektionen bekannter – das sind die Unterschiede: Symptome einer bakteriellen Vaginose sind unter anderem grau-weißer, homogener Ausfluss mit fischigem Geruch, die Vaginalschleimhaut ist nicht gerötet. Ein Scheidenpilz geht hingegen mit einem gelben oder weißen, krümeligen Ausfluss einher. Die Infektion verläuft in der Regel geruchslos, ist aber von starkem Juckreiz sowie Brennen beim Wasserlassen und Rötung im Bereich der Schamlippen gekennzeichnet.
Behandlung
Eine bakterielle Vaginose kann unter anderem mit Dequaliniumchlorid behandelt werden. Der antimikrobielle Wirkstoff aus der Gruppe der Antiseptika ist als Vaginaltablette erhältlich. Die Ammoniumverbindung besitzt bakterizide Eigenschaften, indem die Durchlässigkeit der Bakterienzellen erhöht und die Enzymaktivität der Zellen beeinträchtigt wird – die Folge: die Bakterienzelle stirbt ab. Betroffene führen eine Vaginaltablette täglich über einen Zeitraum von sechs Tagen ein.
Zur Stärkung der Vaginalflora und Wiederherstellung des sauren Milieus kommen Vaginaltabletten mit Vitamin C zum Einsatz. Die Vaginaltabletten sind auch zur Behandlung wiederkehrender Scheideninfektionen geeignet und können bei einer chronischen Infektion eingesetzt werden.
Das enthaltene Vitamin C verursacht eine Absenkung des pH-Wertes in der Scheide – pathogene Keime, die bei einem pH-Wert von 4,0 nicht mehr wachsen können, sterben ab und die Milchsäurebakterienflora wird stabilisiert. Um den pH-Wert und die Scheidenflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollte das Arzneimittel über mindestens sechs Tage angewendet werden.
Clotrimazol ist Mittel der Wahl bei einer Vaginalpilzinfektion und als Creme und Vaginaltablette sowohl als Einzel- als auch als Kombinationspräparat erhältlich. Im Rahmen der Selbstmedikation wird über einen Zeitraum von drei Tagen behandelt. Die Tabletten sind an drei Abenden in Folge in die Scheide einzuführen, die Creme wird morgens und abends aufgetragen. Verfügbar sind auch Präparate mit einer Vaginaltablette zur einmaligen Anwendung inklusive Creme. Zu empfehlen ist, den/die Partner:in mitzubehandeln und auf Geschlechtsverkehr während der Infektion zu verzichten.
Das Imidazol-Derivat hemmt die Ergosterolsynthese der Pilze. Dadurch kommt es zu Aufbau- und Funktionsstörungen der Zellmembran und die Vermehrung der Pilze wird gestört. Als unerwünschte Wirkungen können lokale Hautreizungen oder Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
Nystatin kommt seit Jahrzehnten bei Vaginalmykosen mit Candida albicans zum Einsatz. Der Wirkstoff bindet an die Sterole in der Zellmembran der Pilze. Die Folge ist eine Permeabilitätserhöhung. Außerdem werden die Stoffwechselvorgänge der Pilze dadurch so sehr gestört, dass sie schließlich absterben.
Povidon-Iod ist gegen Gram-negative und Gram-positive Bakterien sowie Pilze und Hefen wirksam. Der Wirkstoff kann bei Mischinfektionen zum Einsatz kommen und ist als Vaginalzäpfchen zur Anwendung bei spezifischen und unspezifischen Scheideninfektionen auf dem Markt.
Im Anschluss an eine bakterielle Vaginose oder Pilzinfektion sollte die Vaginalflora wieder stabilisiert werden. Mehr dazu erfährst du hier.
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