Zeigt her eure Füße! Es ist Sommer und die Füße werden längst nicht mehr in Socken und geschlossenen Schuhen versteckt. Doch Sommerfüße wollen gepflegt sein – welche Fußcreme „abschmiert“ und welche, trockene Füße geschmeidig macht, verrät der aktuelle Öko-Test.
Öko-Test hat insgesamt 20 Fußcremes und Fußbalsame mit 10 Prozent Urea aus Drogerie und Apotheke genauer unter die Lupe genommen. Ob tatsächlich so viel Harnstoff wie deklariert in den Produkten steckt hat Öko-Test untersucht. Die Expert:innen legten außerdem besonderes Augenmerk auf umstrittene Substanzen wie beispielsweise PEG/PEG-Derivate, BHT sowie die Umwelt belastende synthetische Polymere. Zudem wurden die Fußcremes und -balsame im Labor unter anderem auf polyzyklische Moschusverbindungen und Cashmeran, Diethylphthalat, halogenorganische Verbindungen und kritische Konservierungsstoffe überprüft. Und auch die Anwesenheit „alter Bekannter“ wie Silikonverbindungen, gesättigte (MOSH) und aromatische (MOAH) Mineralölkohlenwasserstoffe wurden überprüft.
„Befriedigend“ für Eucerin Urea Fußcreme
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, für den Großteil der Fußcremes und -balsame läuft es wie geschmiert – elf werden mit „sehr gut“, vier mit „gut“ und drei mit „befriedigend“ bewertet – darunter Allgäuer Latschen Kiefer 10 Prozent Urea und Eucerin Urea Repair Plus Fußcreme, 10 Prozent Urea. Zwei kommen ziemlich ins Stolpern, und werden im Gesamturteil mit „ungenügend“ bewertet. Darunter ein Klassiker aus der Apotheke – Hansaplast Regenerierende Fußcreme, 10 Prozent Urea.
Was gibt es bei den Beiersdorf-Produkten zu bemängeln? Eucerin Urea Repair Plus Fußcreme enthält den Expert:innen zufolge synthetische Polymere, die zum Teil nur schwer abbaubar sind – wie diese sich auf die Umwelt auswirken, ist noch unklar. Dafür gibt es Punkteabzug. Das Hansaplast-Produkt fällt aufgrund von Paraffinen und MOAH sowie PEG/PEG-Derivaten auf. Die als Emulgatoren eingesetzten Verbindungen können die Barrierefunktion der Haut schwächen. Und auch für die enthaltenen Kunststoffverbindungen geht es eine Note nach unten.
Was sagt der Hersteller?
„Für Beiersdorf hat die Sicherheit der Verbraucher:innen oberste Priorität. Alle von uns verwendeten Rohstoffe werden umfangreich geprüft und müssen höchste Standards in Bezug auf Reinheit und Qualität erfüllen. Beiersdorf wählt die Rohstoffe für seine Produkte auf Basis der Sicherheitsrichtlinien der EU-Kommission aus, welche von einem Gremium internationaler Expert:innen aus den Bereichen Dermatologie und Toxikologie erarbeitet wurden. Den speziellen Bedingungen kosmetischer Anwendung wird dabei besonders Rechnung getragen“, teilt eine Sprecherin mit.
Öko-Test bewertete Produkte im Wesentlichen über einen Checklisten-Ansatz, der beim Einsatz bestimmter Rohstoffe oder Rohstoffgruppen automatisch zu Abwertungen führe. „Die Einsatzkonzentrationen dieser Inhaltsstoffe und die Art der Verwendung der betreffenden Produkte finden in dieser Bewertung keine Berücksichtigung“, so eine Beiersdorf-Sprecherin. Die Auswahl der Rohstoffe für die Abwertungsliste erfolge auf Basis publizierter Studien, die allerdings nicht in den Kontext kosmetischer Anwendung gestellt werden und somit zu Fehlschlüssen bezüglich der Verbraucher:innensicherheit führen können.
Die von Öko-Test kritisierten synthetischen Polymere, die als „Kunststoffverbindungen“, die Umwelt möglicherweise belasten, seien ein Sammelbegriff, der eine äußerst diverse Stoffgruppe umfasse, bei der sich die einzelnen Substanzen in ihren jeweiligen chemischen, physikalischen und damit auch umweltrelevanten Eigenschaften wesentlich voneinander unterscheiden.
Beiersdorf nutze verschiedene gelöste synthetische Polymere, die zur Produktqualität und -sicherheit beitragen – als Emulsionsbildner, Stabilisatoren und Verdickungsmittel. „Unser Anspruch bei Beiersdorf ist es, unsere Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln und ihre Umweltverträglichkeit ganzheitlich zu verbessern. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsagenda ist daher unsere Ambition, langfristig in allen Produktformeln unserer Marken weltweit ausschließlich biologisch abbaubare Polymere einzusetzen.“ Im kommenden Jahr solle es einen Relaunch der Eucerin Urea Repair Plus Fußcreme 10 Prozent Urea geben – ohne Polymere.
Karton, aber kein zu schützendes Glas
Bemängelt wurde auch der Umkarton, der kein Glas schützt. Dieser diene dem Schutz des Produktes vor unbefugtem Öffnen/Fremdbenutzung im Handel und liefere Kund:innen und Apotheken wichtige Informationen. Doch mit dem Relaunch in 2024 werde die Fußcreme ohne Umkarton im Makrt sein. Die relevantesten Punkte konnten durch eine Layoutanpassung auf dem Produkt selbst unterbracht werden.
PEG/PEG-Derivate in Fußcremes: (K)ein Problem?
Dass Öko-Test PEG und PEG-Derivate pauschal abwerte, da diese nach deren Auffassung die Haut durchlässiger für die Aufnahme von Schadstoffen machen, kann der Hersteller nicht nachvollziehen. „Diese generelle Abwertung einer großen Gruppe von Stoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar.“ Beiersdorf wähle PEG-Verbindungen, ihre Konzentration und Begleitstoffe immer so aus, dass sie bei der Anwendung zuverlässig hautverträglich und sicher sind. Das werde in aufwändigen Tests überprüft.
Paraffine
Bei der Hansaplast Fußcreme wird ein Paraffin-Anteil von mehr als 1 Prozent bemängelt. Medizinische Weißöle (Paraffinum Liquidum) und Wachse sowie Paraffine werden seit über 100 Jahren zur Herstellung von Arzneimitteln und Kosmetika eingesetzt und haben sich aufgrund ihrer hervorragenden Hautverträglichkeit und Pflegeleistung bewährt, heißt es. „Entscheidend für die Bewertung eines kosmetischen Rohstoffs sind Qualität, Reinheit sowie Wirkung und gesundheitliche Unbedenklichkeit. Die pauschale Abwertung von Produkten, die Paraffine enthalten, lässt sich wissenschaftlich in keiner Weise begründen.“
MOAH
Und auch in puncto MOAH kontert Beiersdorf. „Der Begriff MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen) umfasst sehr verschiedene aromatische Strukturen bzw. Komponenten in Mineralölprodukten – von denen der potenziell bedenkliche Teil, die sogenannten polyzyklischen Aromaten (PAKs), bei der Reinigung entfernt wird. Fälschlicherweise wird aber bereits ein geringer Gesamtgehalt an aromatischen Stoffen (MOAH) mit einem gesundheitlichen Risiko gleichgesetzt.“
Die kleinen Mengen MOAH, die auch nach gründlichster Aufarbeitung noch im Rohstoff enthalten sein können, sind nach der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung unbedenklich für Verbraucher:innen. Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt in einer aktuellen Bewertung zu dem Ergebnis, dass gesundheitliche Risiken durch die Anwendung von mineralölhaltigen Kosmetika auf der Haut nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten sind.
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