Seit Ende des Jahres ist in der EU ein fünfter Impfstoff gegen Corona zugelassen. Die Vakzine des Herstellers Novavax soll hierzulande laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung voraussichtlich im Februar zur Verfügung stehen. Dabei wird Nuvaxovid häufig als Totimpfstoff bezeichnet, der sich von den bisherigen Impfstoffen abgrenzt. Aber trifft das überhaupt zu?
So viel vorweg: Alle fünf bisher zugelassenen Corona-Impfstoffe könnten im weitesten Sinn als Totimpfstoffe angesehen oder mit diesen gleichgesetzt werden, informiert das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Denn während Lebendimpfstoffe, wie der Name schon sagt, „lebensfähige“ Krankheitserreger enthalten, die allerdings nicht mehr krank machen, ist dies bei Spikevax (Moderna), Comirnaty (Biontech), Covid-19 Vaccine Janssen & Johnson & Johnson), Vaxzevria (Astrazeneca) und Nuvaxovid (Novavax) nicht der Fall.
Für die Einstufung als Totimpfstoff findet sich beim Bundesministerium für Bildung und Forschung folgende Definition: „Totimpfstoffe enthalten abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. Hierzu zählt man auch solche Impfstoffe, die nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten.“ Aber trifft dies für die Novavax-Vakzine zu? Gilt Nuvaxovid als Totimpfstoff? Jein.
Zwar enthält Nuvaxovid Teile von abgetöteten Krankheitserregern. Allerdings handelt es sich dabei nicht um natürliche Bestandteile, sondern um künstlich im Labor hergestellte Partikel des Coronavirus – die Spike-Proteine. Diese werden mithilfe von Mottenzellen gewonnen. Streng genommen ist Nuvaxovid somit kein Totimpfstoff. Stattdessen handelt es sich um einen rekombinanten Proteinimpfstoff.
Mit der Verabreichung des Impfstoffs wird eine Immunreaktion in Gang gesetzt, da der Körper die Partikel als fremd erkennt und zur Produktion von entsprechenden Antikörpern und T-Zellen gegen die Spike-Proteine angeregt wird, damit diese bei einer „echten“ Infektion abgewehrt werden können. Um die Immunantwort zu verstärken, enthält Nuvaxovid ein Adjuvans (Matrix-M).
Beim Impfstoff von Valneva, für den eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde derzeit noch aussteht, handelt es sich dagegen um einen Totimpfstoff im klassischen Sinn. Denn die inaktivierte Vakzine enthält komplette Coronaviren, die abgetötet wurden.
Merke: Wie das BMG klarstellt, stamme der Begriff „Totimpftstoff“ noch aus einer Zeit, in der es nur die klassischen Lebend- oder Totimpfstoffe gab. Mit der Entwicklung moderner Impfstoffformen muss jedoch deutlicher differenziert werden. Eine Zuordnung von Nuvavoxid als Totimpfstoff ist demnach nicht falsch.
Und worin liegt nun der Unterschied zu mRNA- und Vektorvirenimfpstoffen? Beide Impfstoffvarianten enthalten keine Krankheitserreger oder Bestandteile davon – weder lebensfähig noch abgetötet –, sondern lediglich einen Bauplan für deren Bildung, die den Körper dazu anregen, selbst ungefährliche Kopien des Spike-Proteins herzustellen.
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