NSAR: Langzeiteinnahme gegen Demenz?
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac gehören zu den Schnelldrehern in der Apotheke und stehen in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Ob eine Langzeiteinnahme von NSAR Einfluss auf das Auftreten einer Demenz haben kann, zeigt eine Studie.
Leiden Patient:innen unter leichten bis mäßig starken Schmerzen, gehören NSAR zu den Mitteln der Wahl. Die Wirkstoffe besitzen entzündungshemmende, fiebersenkende und schmerzlindernde Eigenschaften. Ihre Wirkung ist auf die Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 und somit auf die Unterbrechung der Prostaglandin-Synthese zurückzuführen.
Während NSAR aufgrund ihres Magenschleimhaut-reizenden Effektes häufig mit gastrointestinalen Beschwerden verbunden sind, können sie offenbar langfristig das Demenzrisiko verringern, so das Ergebnis einer Studie. Als generelle Empfehlung zur Langzeiteinnahme von NSAR gilt dies jedoch nicht.
Die Studie
Untersucht wurden knapp 12.000 Patient:innen, die zu Studienbeginn keine Demenzerkrankung aufwiesen. Die Forschenden vom Erasmus University Medical Center Rotterdam (Niederlande) haben anhand der zugehörigen Patientendaten aus elektronischen Apothekenakten den Schmerzmittelgebrauch seit 1991 nachvollzogen und dabei vier Gruppen unterschieden:
- Nicht-Nutzer:innen
- Kurzzeitanwender:innen (< 1 Monat)
- mittelfristige Einnahme (1-24 Monate)
- Langzeiteinnahme (ab 24 Monate)
Das Ergebnis: Rund 9.500 der Teilnehmenden nahmen während der Nachbeobachtungszeit von im Schnitt 14,5 Jahren NSAR ein. Eine Demenz entwickelte sich bei rund 2.000 Personen. Dabei wurde deutlich: Vor allem unter der langfristigen Anwendung der Schmerzmittel trat die Erkrankung seltener auf. So wurde unter der Langzeiteinnahme von NSAR wie Ibuprofen und Co. am seltensten Demenz festgestellt. Dagegen zeigte sich bei der kurz- und mittelfristigen Anwendung womöglich ein leicht erhöhtes Risiko. Hinzukam, dass eine kumulative Einnahme nicht zu einem verringerten Risiko führte.
Langzeiteinnahme: Entzündungshemmende Wirkung von NSAR als Schlüssel?
„Die langfristige Einnahme von NSAR, nicht jedoch die kumulative Dosis, war mit einem verringerten Demenzrisiko verbunden. Dies deutet darauf hin, dass eine längere statt einer intensiven Einnahme entzündungshemmender Medikamente ein Potenzial zur Demenzprävention bieten könnte“, so das Fazit der Studie. Einen möglichen Grund für das seltenere Auftreten von Demenz unter der Langzeitnutzung sehen die Forschenden vor allem in der antientzündlichen Wirkung von NSAR. Denn es besteht der Verdacht, dass Entzündungen im Körper Demenzerkrankungen begünstigen.
Zu beachten ist jedoch, dass die Wirkstoffe lediglich dazu beitragen, Entzündungen zu hemmen und nicht das generelle Demenzrisiko verringern. Eine allgemeine Empfehlung zur Langzeiteinnahme von NSAR im Rahmen der Demenzprävention gibt es folglich durch die Ergebnisse nicht. Im Gegenteil: Es müsse im Blick behalten werden, dass NSAR auch mit Nebenwirkungen einhergehen können.
Mehr aus dieser Kategorie
Semaglutid und Co. senken Risiko für Leukämie
Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1)-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid und Liraglutid besitzen eine blutzuckersenkende Wirkung und sorgen für eine mit der Appetitzügelung verbundene Gewichtsregulierung. …
Wirkstoff ABC: Zolmitriptan
Von A wie Amoxicillin, über B wie Budesonid bis Z wie Zopiclon: Die Liste der Wirkstoffe ist lang. Aber kennst …
Erhöhtes Sterberisiko bei Mangel an Vitamin D
Besser zu wenig, als zu viel? Über Vitamin D beziehungsweise die Supplementierung des Sonnenvitamins wird immer wieder diskutiert. Doch nicht …