Arzneimittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) sind nicht nur in der Schmerzbehandlung gefragt, sondern auch zur Prophylaxe von Herzinfarkten und Thrombosen. Kann niedrigdosiertes ASS zudem vor Sehstörungen im Alter schützen?
Acetylsalicylsäure werden verschiedene positive Effekte zugesprochen. So besitzt das nicht-steroidale Antirheumatikum (NSAR) analgetische, antiphlogistische und antipyretische Eigenschaften. Die Wirkung geht auf eine irreversible Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2 zurück, was wiederum zu einer Hemmung der Prostaglandinproduktion sowie der Thrombozytenaggregation führt – Entzündungsprozesse werden gehemmt und die Schmerzwahrnehmung vermindert.
Daneben kommt der Wirkstoff in der Dosierung zu 100 mg auch zum Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkten sowie zur Thromboseprophylaxe zum Einsatz. Doch einen Schutz vor Sehstörungen im Alter – altersbedingter Makuladegenration (AMD) – bietet die Einnahme von niedrigdosiertem ASS trotz seiner antiinflammatorischen Wirkung nicht, wie Forschende herausgefunden haben.
Bei AMD handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die bei älteren Personen ab etwa 60 Jahren auftritt. Dabei wird die Sehfähigkeit im Bereich des schärfsten Sehens beeinträchtigt, und zwar in der Regel bei beiden Augen. Die genauen Ursachen dafür sind noch nicht geklärt, angenommen wird jedoch eine Stoffwechselstörung als Auslöser. Unterschieden wird in trockene und feuchte AMD, wobei sich letztere häufig aus ersterer entwickelt.
ASS schützt nicht vor Sehstörung im Alter
In der randomisierten klinischen „Aspirin in Reducing Events in the Elderly (ASPREE)“-Studie haben australische Forschende untersucht, ob die regelmäßige Einnahme von ASS älteren Menschen ein längeres, behinderungsfreies Leben ermöglicht. Dabei haben sie in einer Sekundäranalyse außerdem überprüft, ob Acetylsalicylsäure das Auftreten und/oder Fortschreiten einer AMD verhindern beziehungsweise hinauszögern konnte. Dafür erhielten die knapp 3.200 teilnehmenden Patient:innen ab 70 Jahren über einen Zeitraum von drei Jahren entweder täglich 100 mg ASS oder ein Placebo. Sowohl zu Studienbeginn als auch drei und fünf Jahre danach wurden Netzhautfotografien angefertigt, um den möglichen Effekt von ASS sichtbar zu machen.
Das Ergebnis: Zwischen der Wirkstoff- und der Placebogruppe zeigten sich kaum Unterschiede bei der Häufigkeit des Auftretens einer AMD. In beiden Gruppen erkrankten demnach rund 19 Prozent der Patient:innen. Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Bluthochdruck oder der Lebensstil hatten dabei keinen Einfluss auf die Ergebnisse. Somit bietet niedrigdosiertes ASS offenbar keinen Schutz vor einer Sehstörung im Alter oder deren Fortschreiten, fassen die Autor:innen zusammen.
Übrigens: Demgegenüber kann die regelmäßige Einnahme von Melatonin offenbar vor einer AMD schützen.
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