Pille oder Kondom? In Sachen Verhütung gehört dies zu den wichtigsten Fragen. Doch vor allem orale Kontrazeptiva sollen nicht nur vor einer Schwangerschaft schützen. Demnach senkt die Pille offenbar das Diabetes-Risiko, zeigt eine aktuelle Studie.
Die Antibabypille zählt zu den meistgefragten Verhütungsmitteln. Doch seit einiger Zeit gewinnen hormonfreie Alternativen an Bedeutung. Die Pille dagegen verliert an Nutzer:innen, wie eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse zeigt. Vor allem bei jungen Frauen unter 20 Jahren ist der Anteil an entsprechenden Verschreibungen in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken. Denn neben dem Aspekt der hormonellen Veränderung kommen auch Berichte über ein erhöhtes Thromboserisiko hinzu. Kein Wunder, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor Kurzem die Ärzt:innen erneut darüber informiert hat, Pillen mit niedrigstem Risiko für venöse Thromboembolien zu verordnen. Demgegenüber zeigen orale Kontrazeptiva in anderen Bereichen offenbar einen positiven Effekt. Laut aktuellen Studiendaten soll die Einnahme der Pille sogar das Diabetes-Risiko senken können – zumindest bei bestimmten Frauen.
Aber der Reihe nach. Eine Studie der Universität Birmingham hat die Wirkung der Antibabypille bei Frauen untersucht, die am sogenannten polyzystischem Ovarialsyndrom (PCO) leiden. Das bedeutet, dass sie eine erhöhte Zahl an größeren Eibläschen in den Eierstöcken aufweisen, was wiederum zu stoffwechselbedingten und hormonellen Veränderungen führen kann. Die Betroffenen weisen in der Regel zudem ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes auf. Mit Einnahme der Pille kann das Diabetes-Risiko jedoch offenbar eingedämmt werden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler:innen Daten von mehr als 64.000 am PCO-Syndrom leidenden Frauen. Als Kontrollgruppe wurden Daten von weiteren rund 120.000 gesunden Frauen untersucht. Neben dem erhöhten Diabetes-Risiko in der ersten Gruppe zeigte sich dabei, dass die Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva die Wahrscheinlichkeit, an Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes zu erkranken, bei den betroffenen Frauen um 26 Prozent verringerte. Doch warum? „Wir vermuten, dass die Pille das Diabetes-Risiko verringert, indem sie die Wirkung der Androgene dämpft. […] Die Pille enthält Östrogene, die ein Protein im Blut, das so genannte sexualhormonbindende Globin (SHBG), erhöhen. SHBG bindet Androgene und macht sie dadurch inaktiv. Wenn die Pille eingenommen wird, steigt SHBG also an. Dadurch sinkt die Menge der ungebundenen, aktiven Androgene, was ihre Auswirkungen auf das Insulin- und Diabetesrisiko verringert“, erklärt Studienautor Dr. Michael O’Reilly.
Nun wollen die Forscher:innen weitere Studien durchführen, um ihre Ergebnisse zu belegen und so im besten Fall eine Änderung in der globalen Gesundheitspolitik zu bewirken.
Mehr aus dieser Kategorie
Starvex: Warnung vor schädlicher Schlankheitspille
Die Pillen aus dem Internet sollen schlank machen – und das mit angeblich pflanzlichen Inhaltsstoffen. Doch im Labor weist das …
Rezeptur 1×1: Ringversuche 2025
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Arzneimitteleinnahme: SMS-Erinnerung nützt nichts
Einnahme vergessen oder nicht rechtzeitig Nachschub besorgt: Es gibt verschiedene Gründe, die die Therapietreue von Patient:innen einschränken können. Ob regelmäßige …