Neues Schmerzmittel: Cannabis-Wirkung ohne Rausch?
Cannabis-haltige Arzneimittel kommen unter anderem in der Schmerztherapie sowie bei Epilepsie oder Autismus zum Einsatz. Das Problem: Unter der Anwendung kann es zu einem Rauschzustand kommen. Nun wollen Forschende eine Alternative entdeckt haben – ein neues Schmerzmittel mit Cannabis-Wirkung, aber ohne Rausch.
Cannabis zu medizinischen Zwecken kann bereits seit einigen Jahren zulasten der Krankenkassen verordnet werden – durch die Teillegalisierung von Cannabis seit rund einem Jahr sogar auf Kassen- oder Privatrezept statt als BtM-Verordnung. Unter Medizinal-Cannabis fallen Pflanzen, Blüten, sonstige Bestandteile der zur Gattung Cannabis gehörenden Pflanzen, Tetrahydrocannabinol, Dronabinol und Zubereitungen der Stoffe.
Entsprechende Präparate gelten für viele Patient:innen als Mittel der Wahl, unter anderem wenn andere Wirkstoffe beispielsweise bei chronischen Schmerzen nicht die gewünschte Wirkung erzielen. Das Problem: Die Anwendung ist mit einem Rauschzustand und oftmals einer Toleranzentwicklung verbunden. Forschende der Washington University School of Medicine und der Stanford University wollen nun ein neues Schmerzmittel entwickelt haben, dass dieselbe Wirkung wie Cannabis erzielen soll, allerdings ohne die entsprechenden unerwünschten Begleiterscheinungen.
Neues Schmerzmittel als Alternative zu Cannabis?
Der Grund: Anders als Cannabis-haltige Präparate überwindet der neue Wirkstoff – der ein natürliches Molekül der Cannabispflanze nachahmt und dessen schmerzlindernde Eigenschaften nutzt – die Blut-Hirn-Schranke nicht und besitzt daher keine zentrale Wirkung. Stattdessen bleibt diese auf eine Stimulierung des Cannabinoid-Rezeptors 1 (CB1) im peripheren Nervensystem beschränkt.
Somit kommt es nicht zu einer psychoaktiven, bewusstseinsverändernden Wirkung – sprich einem Rauschzustand. Und auch der Gewöhnungseffekt soll bei dem Cannabis-Analogon (VIP36) durch eine veränderte Struktur ausbleiben, wodurch auch das Missbrauchspotenzial verringert werden könnte. „Die von uns entwickelte maßgeschneiderte Verbindung bindet an schmerzlindernde Rezeptoren im Körper, kann aber konstruktionsbedingt nicht das Gehirn erreichen. Das bedeutet, dass die Verbindung psychoaktive Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen vermeidet und nicht süchtig macht, da sie nicht auf das Belohnungszentrum des Gehirns einwirkt“, heißt es in einer Pressemitteilung.
In einer Tierstudie konnte die Wirkung an Mäusen bereits belegt werden. Demnach kam es zu einer Linderung von entzündlichen, neuropathischen sowie Migräneschmerzen, ohne Toleranzeffekt. Nun soll aus dem Wirkstoff ein orales Medikament entwickelt werden, das dann in klinischen Studien getestet werden könnte.
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