Neues Fertigarzneimittel gegen Kurzsichtigkeit: Zulassungsempfehlung für Ryjunea
Atropin-haltige Augentropfen in niedriger Konzentration – 0,01 Prozent –, die dazu dienen, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit aufzuhalten, können in der Rezeptur hergestellt werden. Bald könnte ein neues Fertigarzneimittel auf den Markt kommen. Denn die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat die Zulassung für Ryjunea (Santen Oy) empfohlen.
Etwa jede/r Vierte ist hierzulande von Kurzsichtigkeit betroffen – Tendenz steigend. Denn Bildschirmzeit, Lesen und Co. lassen das Risiko steigen. Auch immer mehr Kinder sind betroffen. Um bei ihnen das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, ist eine frühzeitige Behandlung mit Sehhilfen – Brillen – entscheidend. „Durch den konsequenten Ausgleich des Sehfehlers wird der Anreiz gemildert, den die Naharbeit für das Augenwachstum darstellt“, heißt es vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.
Auch der Einsatz von Atropin-Augentropfen kommt dabei ins Spiel. Das Racemat aus D- und L-Hyoscyamin stammt aus der Schwarzen Tollkirsche und wirkt als kompetitiver Antagonist an muscarinischen m-Cholinozeptoren. Langfristig angewendet soll Atropin das Längenwachstum des Augapfels reduzieren. Mit Ryjunea steht dabei ein neues Fertigarzneimittel vor der Zulassung.
Kurzsichtigkeit – Myopie – liegt vor, wenn der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Linse zu lang ist. Die Folge: weit entfernte Objekte werden auf der Netzhaut unscharf abgebildet. Die Ursachen für die Entstehung einer Myopie sind vielfältig, als mögliche Faktoren gelten genetische Veranlagungen sowie Umweltreize. Eine Kurzsichtigkeit kann sich zudem bis ins hohe Alter verschlimmern, weil der Augapfel bis ins Erwachsenenalter wächst. Eine Heilung gibt es dabei nicht.
Ryjunea: Wirkmechanismus bei Kurzsichtigkeit noch nicht geklärt
Ryjunea soll als 0,1 mg/ml Augentropfenlösung erhältlich sein und zur Verlangsamung des Fortschreitens der Myopie bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Konkret können Patient:innen zwischen drei und 14 Jahren mit dem neuen Fertigarzneimittel behandelt werden, deren Kurzsichtigkeit bei einem Schweregrad zwischen -0,5 dpt bis -6,0 dpt liegt und eine Progressionsrate von mindestens 0,5 dpt/Jahr aufweist. Denn anhand von Ergebnissen einer Phase-III-Studie konnte bestätigt werden, dass Ryjunea die durchschnittliche jährliche Progressionsrate bei dieser Patientengruppe im Vergleich zu Placebo deutlich reduzieren konnte.
Der genau Wirkmechanismus in dieser Indikation ist laut der EMA noch nicht vollständig geklärt. „Es wird angenommen, dass er mit einer Umgestaltung und Stärkung der Sklera einhergeht, was zu einer Verkürzung der Augenlänge und der Glaskörpertiefe führt“, heißt es in einer Mitteilung.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Nach Geburt: Pille und Co. erhöhen Depressionsrisiko
Hormonelle Kontrazeptiva sind zwar nicht unumstritten, gehören jedoch trotzdem nach wie vor zu den meistgenutzten Verhütungsmethoden. Auch nach der Geburt …
Mandimycin: Neues Antibiotikum gegen Pilze und Bakterien?
Die Liste an zur Verfügung stehenden Antibiotika ist lang, doch auch die Zahl der Resistenzen wächst zunehmend, warnen Expert:innen. Daher …
Mometason: Nierenerkrankung unter Asthma-Behandlung?
Zur Behandlung von chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD kommen vor allem inhalative Glucocorticoide ins Spiel. Doch bei der Langzeittherapie …