Mehr als 4.000 Fälle von Tuberkulose (TB) gibt es hierzulande pro Jahr – Tendenz steigend. Die Erkrankung gilt als hochansteckend. Behandelt wird mit einer Kombination verschiedener Arzneimittel. Nun kommt ein neues Antibiotikum gegen Tuberkulose ins Spiel.
Tuberkulose (TB) stellt weltweit die häufigste Infektionskrankheit dar – pro Jahr kommt es zu rund zehn Millionen Neuerkrankungen. Weil zudem die Zahl antibiotikaresistenter Stämme wächst und das von der Weltgesundheitsorganisation dafür empfohlene Behandlungsschema einer sechsmonatigen Therapie mit den Wirkstoffen Bedaquilin, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin dabei nur bedingt Wirkung zeigt, wie Expert:innen aus der Schweiz zuletzt kritisiert hatten, „besteht ein dringender Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten zur Bekämpfung von Tuberkulose“, heißt es von Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Mit BTZ-043 haben sie ein neues Antibiotikum zur Behandlung von Tuberkulose entwickelt.
Tuberkulose wird durch Bakterien ausgelöst, genau durch aerobe, stäbchenförmige Bakterien der Familie Mycobacteriaceae, die die Lunge befallen und sich auf weitere Organe ausbreiten können. Die Übertragung erfolgt meist per Tröpfcheninfektion, wobei diese oftmals ohne Krankheitsausbruch bleibt. Kommt es zur Erkrankung, ist die Kombination aus Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid die Standardtherapie bei medikamentensensiblen Formen.
Antibiotikum BTZ-043 zur Behandlung von Tuberkulose?
Die Wirkung des neuen Antibiotikums gegen Tuberkulose geht auf die Hemmung eines speziellen Enzyms – DprE1 – zurück, das die Krankheitserreger für den Aufbau der Zellwand benötigen. Ohne das Enzym kommt es zum Absterben der Bakterien. Die Folge: Ein Ausbreiten der Erkrankung wird verhindert.
In einer kleinen Phase Ib/IIa-Studie wurde der Wirkstoff bereits an Patient:innen getestet, die sich mit TB infiziert hatten. Sie erhielten als Anfangsdosis 250 mg des Wirkstoffs, bevor eine langsame Steigerung auf bis zu 2.000 mg folgte. Zum Vergleich erhielt ein anderer Teil der Patient:innen die Standardtherapie.
Dabei zeigte sich neben der antibakteriellen Wirksamkeit auch eine gute Verträglichkeit. Außerdem kann eine Kombinationstherapie mit anderen Arzneimitteln, die bei TB zum Einsatz kommen, erfolgen. Somit könnte das Antibiotikum BTZ-043 „eine Schlüsselrolle im globalen Kampf gegen Tuberkulose spielen“, heißt es von der LMU weiter. Zuvor sind jedoch weitere Folgestudien erforderlich, um weniger häufige Sicherheitssignale zu erkennen, Wechselwirkungen zwischen Medikamenten weiter zu untersuchen, die am besten geeignete Dosis zu ermitteln und die Wirksamkeit in Kombination mit anderen Medikamenten abschließend zu bewerten, so das Fazit der Studie.
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