NEM statt Metformin: Betrugsmasche bei Diabetiker:innen
Dass bei Patient:innen mit Diabetes eine korrekt eingestellte Medikation entscheidend ist, ist bekannt. Doch genau diese gerät durch eine aktuelle Betrugsmasche in Gefahr, warnt die Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW). Diabetiker:innen werden dabei zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) statt Metformin verleitet.
Metformin gehört zu den Mitteln der Wahl bei Typ-2-Diabetes. Denn das Biguanid verbessert die Insulinwirkung und die Insulinempfindlichkeit der Muskulatur – die Insulinausschüttung wird vermindert und das Hungergefühl der Patient:innen nimmt ab. Allerdings drohen mitunter auch Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden mit Durchfall oder Übelkeit sowie Muskelschmerzen oder eine eingeschränkte Nierenfunktion.
Laut einer neuen Betrugsmasche soll ein spezielles NEM einen ähnlichen Effekt wie Metformin erzielen, und zwar ohne die unerwünschten Effekte. Eine Irreführung, bei der schwere Folgen drohen können, warnen die Verbraucherschützer:innen.
NEM statt Metformin und Co. gegen Diabetes?
Wie die VZ NRW in einer Mitteilung informiert, melden sich aktuell vermehrt Betrüger:innen telefonisch bei Diabetiker:innen, um sie davon zu überzeugen, statt Metformin bestimmte NEM einzunehmen und so mögliche unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Genau soll das am Telefon beworbene Präparat gegen Insulinresistenz helfen und binnen zwei bis drei Wochen den Blutzuckerspiegel normalisieren. Dafür genügen laut den Anrufer:innen schon zwei Kapseln pro Tag – doppelt so viel wie die auf der Packung angegebene Tageshöchstdosis. Schon nach dem ersten Tag könnte die bisherige Diabetes-Therapie, beispielsweise mit Metformin, abgebrochen und stattdessen nur noch auf das NEM gesetzt werden, so das Versprechen. Betroffene sollen dabei möglichst direkt ein Abo für die Zusendung des entsprechenden Präparats abschließen.
Das Problem: Ein Teil der Patient:innen, die der Betrugsmasche zum Opfer gefallen sind, berichten tatsächlich über eine Besserung ihres Gesundheitszustandes. Vermutlich aufgrund der ausbleibenden Arzneimittel-induzierten Nebenwirkungen.
Warnung vor Absetzen der Diabetes-Therapie
Die Verbraucherschützer:innen warnen jedoch eindringlich davor, Arzneimittel wie Metformin auf eigene Faust abzusetzen. Zum einen, weil dies ohne ärztliche Rücksprache schwere Folgen haben kann. „Der Blutzuckerspiegel erklimmt wieder unerwünschte Höhen, das Gewicht nimmt zu und auch das Demenzrisiko steigt.“ Zum anderen erfüllen die entsprechenden NEM keine der versprochenen Wirkungen und sind ohne medizinischen Nutzen. „Wir warnen davor, solche dubiosen Angebote anzunehmen“, heißt es daher. Stattdessen sollte vorab Rücksprache in der Arztpraxis oder Apotheke gehalten werden, welche Empfehlungen für Diabetiker:innen bestehen. NEM sollten zudem nur entsprechend der Dosieranweisung angewendet werden.
Eröffnet werden die Telefonate meist direkt mit der Aussage „Sie haben doch Diabetes.“ Woher die Betrüger:innen die entsprechenden Daten – inklusive der Diagnose – der Betroffenen haben, ist nicht bekannt. Hinzukommt, dass Telefonwerbung ohne vorherige Einwilligung laut den Verbraucherschützer:innen rechtswidrig ist.
Sind Patient:innen trotzdem auf die Betrugsmasche hereingefallen und haben einen Vertrag über die Zusendung der NEM geschlossen, kann dieser widerrufen werden, und zwar innerhalb von zwei Wochen. „Wurde man nicht oder nicht ordnungsgemäß über das Widerrufsrecht informiert, verlängert sich die Widerrufsfrist um ein Jahr“, so die VZ NRW weiter. Für den Widerruf genügt eine formlose E-Mail oder das Ausfüllen des der Lieferung beigelegten Formulars, wobei die Packung des Präparats nicht geöffnet werden sollte.
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