Zähne, Knochen, Muskeln: Magnesium gilt als echtes Allroundtalent. Nicht umsonst sind zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit dem Mineralstoff auf dem Markt. Doch bei der Einnahme ist Vorsicht geboten, denn eine Überdosierung hat Folgen, warnen Expert:innen.
Magnesium ist wichtig für die Muskelkontraktion, die Herztätigkeit und für die Kommunikation zwischen Nervenzellen sowie zwischen Nerven- und Muskelzellen. Außerdem ist der Mineralstoff am Knochen- und Zahnaufbau beteiligt und spielt beim Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel eine Rolle. Der physiologische Antagonist von Calcium wird im Dünndarm resorbiert und meist renal ausgeschieden.
Der Körper kann den Mineralstoff nicht selbst bilden, daher muss Magnesium zugeführt werden – meist über die Nahrung. Doch immer häufiger kommen auch NEM ins Spiel. Unkontrolliert eingenommen können diese jedoch schnell zu einer Überdosierung von Magnesium führen – mit schwerwiegenden Folgen, warnt aktuell die Verbraucherzentrale (vbz).
NEM mit Magnesium: Überdosierung vermeiden
Der Reihe nach. Als Schätzwert für eine angemessene Magnesium-Zufuhr gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 300 mg pro Tag für Frauen ab 25 Jahren (auch Schwangere und Stillende) und 350 mg pro Tag für Männer an. Der Bedarf kann dabei in der Regel über die Nahrung gedeckt werden, zum Beispiel über Getreide, Käse, Bohnen, Erbsen, Spinat und Nüsse. Zusätzlich greifen viele Verbraucher:innen zu NEM, obwohl ein Magnesiummangel hierzulande eher selten ist.
Das Problem: Die vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlene Höchstmenge für NEM von 250 mg Magnesium pro Tag wird dabei häufig nicht eingehalten. Studien zufolge enthält beispielsweise mehr als jedes zweite Magnesium-haltige NEM mehr als die Tageshöchstdosis. Beinahe jede/r vierte Nutzer:in überschreitet das Limit somit. Die Folge: eine Überdosierung an Magnesium. Diese zeigt sich vor allem in Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Co, und zwar schon ab einer geringen Überschreitung der Tageshöchstmenge. Wird dagegen deutlich zu viel Magnesium substituiert, können Nebenwirkungen wie Muskelschwäche und Blutdruckabfall drohen, warnt die vbz.
Ein Magnesiummangel kann sich unter anderem in Krämpfen und einer Überreizung der Muskeln, Müdigkeit und sinkender Körpertemperatur zeigen. Außerdem nimmt bei einer Hypomagnesiämie die Durchlässigkeit der Zellmembranen für Natrium-, Kalium- und Calciumionen zu und es kommt zu einem Calciumanstieg in den Zellen. Betroffen sind vor allem Alkoholabhängige oder Patient:innen mit Erkrankungen des Verdauungsapparates. Auch die Einnahme von Diuretika bei Herzproblemen oder Bluthochdruck kann zu einem höheren Magnesiumverlust führen.
An Wechselwirkungen denken
Um Überdosierungen mit Magnesium zu vermeiden, sollten Patient:innen darauf hingewiesen werden, die Aufnahme möglichst über den gesamten Tag zu verteilen, denn häufige kleine Mengen können laut den Expert:innen besser vom Körper aufgenommen werden. Kund:innen sollten zudem auf Wechselwirkungen zwischen Magnesium-haltigen NEM und anderen Präparaten aufmerksam gemacht werden. So kann die gleichzeitige Einnahme von höher dosiertem Magnesium mit Calcium, Eisen oder Zink die Aufnahme der Mineralstoffe gegenseitig hemmen. Wird zusätzlich mit Magnesium angereicherte Nahrung verzehrt, sollten Höchstmengen von 31 mg pro 100 g fester und 8 mg pro 100 ml flüssiger Lebensmittel nicht zu überschreiten.
Hinzukommt, dass bisher weder der mit der Einnahme häufig erhoffte leistungssteigernde Effekt noch die erwünschte Linderung bei Muskelproblemen – zum Beispiel Krämpfe – belegt sind. Entsprechende Werbeversprechen sind demnach unzulässig. Erlaubt sind lediglich Aussagen, die auf den Erhalt normaler Funktionen hinweisen, wie „trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei“.
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