Ein, zwei Stöße links und rechts – und binnen weniger Minuten kann man wieder frei atmen. Bei Schnupfen greifen viele zum Nasenspray, doch der Anwendungszeitraum des Arzneimittels ist begrenzt – das kann man den Kund:innen gar nicht oft genug sagen.
Nasenspray sollte nicht mehr als drei Mal täglich und maximal für eine Woche am Stück genutzt werden. „Bei Mehrgebrauch trocknen die Schleimhäute aus – man gerät in einen Teufelskreis, da man immer mehr Nasenspray gegen die Beschwerden nimmt“, sagt die Apothekerin Gabriele Röscheisen-Pfeifer aus Oldenburg. Den meisten Patient:innen sei dieses Problem aber gar nicht bewusst, so die Expertin aus dem Vorstand der Apothekerkammer Niedersachsen.
Xylometazolin und Oxymetazolin sind die Wirkstoffe in den abschwellenden Nasensprays. Die Sympathomimetika lassen die Schleimhäute abschwellen und können die Gefäße verengen. Durch ihre agonistische Wirkung auf die Alpha-Adrenozeptoren wird die Nasenatmung erleichtert und die Sekretion vermindert. Außerdem werden die Beta-Rezeptoren stimuliert, was wiederum einen gefäßerweiternden Effekt zur Folge hat. Allerdings überwiegt die abschwellende Wirkung, während die gefäßerweiternde Wirkung länger anhält. Oxymetazolin besitzt laut Hersteller zusätzlich entzündungshemmende und antivirale Eigenschaften.
Nach zehn Tagen kommt die Sucht
Wer ein abschwellendes Nasenspray dreimal täglich und nicht länger als sieben Tage anwendet, hat nichts zu befürchten. Eine Abhängigkeit entsteht in der Regel erst nach etwa zehn Tagen, wenn der sogenannte Rebound-Effekt einsetzt und der Schnupfen längst abgeklungen ist. Die Schleimhäute schwellen dauerhaft an. Möglicherweise, weil die Alpha-Rezeptoren überstimuliert sind und sich an den Stoff gewöhnen. Betroffene sprühen erneut, die Nase ist frei, schwillt wieder zu, dann wird gesprüht – ein Teufelskreis, dem nur schwer entkommen werden kann. Die Nasenschleimhaut trocknet aus, es bilden sich Krusten und Risse. Besteht eine Rhinitis medicamentosa, werden die Nasenschleimhäute nicht mehr ausreichend durchblutet und Erreger haben leichtes Spiel.
Und dann kommt die Stinknase. Ein Dauergebrauch führt zur Austrocknung der Nasenschleimhaut und zur Besiedlung mit Bakterien, die für einen fauligen Geruch sorgen. Den nimmt auch das Umfeld wahr. Somit kann das Sozialleben der Nasensprayjunkies stark beeinträchtigt sein, denn wer will schon neben einer stinkenden Nase sitzen? Die Betroffenen nehmen den Geruch allerdings selbst nicht wahr. Die sogenannte Ozäna ist zwar sehr selten, aber ist sie einmal da, gibt es ohne Behandlung keine Besserung. Helfen kann nur, die Nase dauerhaft und stetig zu befeuchten, das Nasenspray zu verbannen und eine Antibiose.
Aber nicht nur die Abhängigkeit ist ein Problem. Auch bei Nasentropfen komme es immer wieder zu Anwendungsfehlern, gerade auch bei Babys. Hier gilt mit Blick auf die Dosierung: Immer nur ein Tropfen pro Nasenloch. „Da träufelt man ruckzuck zu viel ein“, warnt Röscheisen-Pfeifer. Aus diesem Grund gibt es Nasentropfen für Babys inzwischen oft mit einem Dosiertropfer, aus dem jeweils nur ein Tropfen herauskommt.
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