Wind, Regen und kühle Temperaturen sorgen für so manchen grippalen Infekt, der sich in verschleimtem Husten äußern kann. N-Acetylcystein (NAC) zählt zu den beliebtesten Schleimlösern. Aber wo es eine Wirkung gibt, ist eine Wechselwirkung nicht weit – beispielsweise mit Penicillinen und mit Glyceroltrinitrat.
Wirkstoffcheck
Glyceroltrinitrat
Der Wirkstoff wird zur Behandlung eines Angina pectoris-Anfalls eingesetzt. Ursache eines akuten Anfalls, der Sekunden oder gar Minuten andauern kann, ist oft die koronare Herzkrankheit (KHK). Infolge der Erkrankung verengen sich die Gefäße durch arteriosklerotische Ablagerungen. Der Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Betroffenen beschreiben ein Gefühl von Brustenge, welches von einem dumpfen, drückenden und brennenden Schmerz gekennzeichnet ist.
Glyceroltrinitrat ist ein Prodrug, das über die Freisetzung von Stickstoffmonoxid die NO-sensitive Guanylatzyklase aktiviert. Die Bildung von zyklischem Guanosinmonophosphat wird verstärkt und die Calciumkonzentration in der glatten Gefäßmuskulatur gesenkt – der Gefäßtonus nimmt ab. Der Arzneistoff besitzt einen gefäßerweiternden Effekt und wirkt direkt relaxierend auf die glatte Gefäßmuskulatur – Venen, Arterien und Koronararterien werden erweitert. Außerdem werden Vorlast und Sauerstoffverbrauch gesenkt und die Durchblutung der Myokardareale verbessert.
Fun Fact: Nitroglycerin wurde 1947 von Asciano Sobrero entdeckt. Alfred Nobel hat die Verbindung unter dem Namen Dynamit als Sprengstoff verbreitet. Heute kommt Nitroglycerin kaum noch bei Sprengungen zum Einsatz und hat vielmehr in der Medizin zur Behandlung und Prophylaxe von Angina pectoris einen großen Stellenwert.
NAC
Der Arzneistoff kann das Abhusten erleichtern, indem er die Viskosität des Schleims herabsetzt und das Sekret verflüssigt. Das geschieht durch Sprengung der Disulfidbrücken zwischen den Mucopolysaccharid-Fasern. Der Thiol-Gruppe werden außerdem entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen.
Der Schleimlöser besitzt sekretolytische und sekretomotorische Eigenschaften und ist in verschiedenen Wirkstärken (200 und 600 mg) erhältlich. Verfügbar sind unter anderem Brausetabletten, Direktgranulat oder Säfte. Weil der Arzneistoff nur eine kurze Halbwertszeit besitzt, wird die dreimal tägliche Einnahme zu je 200 mg empfohlen. Alternativ kann die höhere Dosierung auf zwei Gaben verteilt werden. Die Anwendung nach etwa 18 Uhr wird nicht empfohlen, da nächtlicher Husten aufgrund der schleimlösenden Wirkung den Schlaf stören kann.
NAC kommt aber auch zur Behandlung von Vergiftungserscheinungen mit Paracetamol zum Einsatz. Bei dem Schleimlöser handelt es sich um ein Derivat der Aminosäure Cystein. Diese wird zur Bildung von Glutathion benötigt und setzt Entgiftungsprozesse wie den Abbau des Paracetamolmetaboliten NAPQI in Gang.
Das Problem
Das Duo aus NAC und Glyceroltrinitrat kann zu einem Blutdruckabfall führen. Denn die vasodilatatorische Wirkung von Glyceroltrinitrat kann unter Umständen von der ebenfalls gefäßerweiternden Wirkung des Schleimlösers verstärkt werden.
Die Lösung
Als chemische Alternative eignet sich Ambroxol als Schleimlöser zur Behandlung von Husten. Pflanzlich kommen Präparate mit Thymian infrage. Sollen dennoch NAC und Glyceroltrinitrat in Kombination zum Einsatz kommen, sollte mit einem Arzt Rücksprache gehalten und eine zeitlich versetzte Gabe in Betracht gezogen werden.
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