Forscher:innen aus Boston haben Zusammenhänge hinsichtlich der Krankheitsaktivität bei Multipler Sklerose (MS) und gleichzeitig bestehender Lebensmittelallergie untersucht. Dabei stellten sie fest, dass in dieser Konstellation mehr Schübe auftraten.
Die Wissenschaftler:innen werteten Studiendaten von 1.349 Teilnehmer:innen aus, die einen Fragebogen zu bestehenden Allergien ausgefüllt hatten. Anhand der vorliegenden Allergie wurden die Proband:innen in vier Gruppen eingeteilt: Umweltallergie (zum Beispiel Heuschnupfen), Lebensmittelallergie, Arzneimittelallergie und gar keine Allergie. Nun wurde ermittelt, wie viele Schübe auftraten, wie schwer die Erkrankung verlief, welcher Grad der Behinderung der MS-Teilnehmer:innen (EDS) vorlag, welche radiologischen Befunde bestanden und ob ein Zusammenhang mit den verschiedenen Allergien bestehen könnte.
Bei MS und Lebensmittelallergie erhöht sich die Krankheitsaktivität
Unter den Lebensmittelallergiker:innen wurde eine 1,38-mal so hohe Rate für die Gesamtzahl von MS-Schüben im Vergleich zur Gruppe ohne Allergie festgestellt. Weiterhin war die Wahrscheinlichkeit für aktive Läsionen mehr als doppelt so hoch.
Die Gruppen mit Umwelt-oder Arzneimittelallergien zeigten zur Gruppe ohne Allergie keine statistisch nachweisbaren Unterschiede. Hinsichtlich der Stärke des Verlaufs und dem Grad der Behinderung gab es durch Allergien keine Beeinflussung. Die Wissenschaftler:innen kamen zu dem Schluss, dass in ihrer Untersuchung Patient:innen mit Lebensmittelallergien und MS mehr Schübe erlitten und eine im MRT sichtbare Aktivität dokumentiert werden konnte als im Vergleich zu den MS-Patient:innen ohne Allergien. Es seien aber weitere Studien notwendig.
Lebensmittelallergie und MS
Sowohl eine Lebensmittelallergie als auch MS selbst können das Immunsystem aus dem Lot bringen. Bei Allergiker:innen beginnt die Reaktion meist auf recht harmlose Substanzen. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich die Allergie dann aber so weit verschlimmern, dass der/die Patient:in immer ein Notfallmedikament mitführen muss. Das Immunsystem richtet sich bei MS gegen den eigenen Körper, wohingegen das Immunsystem eines gesunden Menschen zwischen körpereigenen und fremden Zellen unterscheiden kann. Dieser Vorgang ist bei MS aber fehlgesteuert. Warum dies so ist, ist aber noch nicht ganz geklärt.
Was ist MS genau? MS stellt eine chronisch-entzündliche und fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems dar. Sie zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Die Myelinscheiden im zentralen Nervensystem werden dabei angegriffen und teilweise zerstört. Der Organismus richtet sich gegen die körpereigenen Zellen. An unterschiedlichen Stellen im Körper kann es zu Entzündungen kommen. Dabei bleiben meist kleine Narben im Gehirn oder im Rückenmark zurück. Diese MS-Herde werden auch als Läsionen (Plaques) bezeichnet, wodurch die Funktion von Nerven, elektrische Impulse weiter zu leiten, beeinträchtigt werden kann. Entweder werden Nervenimpulse gar nicht oder verzögert weitergeleitet. Die Erkrankung tritt meist zwischen 20 und 40 Jahren auf. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Fatigue, Sehstörungen, Schmerzen bis hin zu Spastiken.
Behandlung der MS
Die Basistherapeutika werden angewendet, um MS-Schübe zu verhindern und das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Heilbar ist die Erkrankung bislang aber noch nicht. Corticoide werden im akuten Schub eingesetzt, um die Symptome zu dämpfen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einige Symptome mit Cannabidiol (CBD) zu lindern. Außerdem empfiehlt es sich, die Lebensmittelallergien im Auge zu behalten.
Hilfreiche Tipps zur Auswahl von geeigneten Lebensmitteln bei MS
- Die Ernährung sollte so gewählt werden, dass Entzündungen bekämpft und das Immunsystem gestärkt werden. Vorwiegend sollten Gemüse, zuckerarmes Obst und hochwertige Öle auf dem Speiseplan stehen.
- Statt Fleisch und tierischen Fetten, die die entzündungsfördernde Arachidonsäure enthalten, sollte zwei- bis dreimal pro Woche Seefisch verzehrt werden.
- Auf Nudeln, Weißbrot, Reis und Kartoffeln sollte besser verzichtet werden, da diese Lebensmittel zu viele einfache Zucker enthalten, die das Immunsystem belasten können.
- Antientzündliche Gewürze wie Ingwer, Kurkuma, Pfeffer, Zimt oder Oregano verwenden.
- Entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren aus Lein-, Walnuss- oder Hanföl nutzen.
- Säfte, Fruchtjoghurts, Fertiggerichte und Lebensmittel, die zu viel Zucker, Süßstoffe oder Emulgatoren enthalten, sind tabu.
- Statt Snacks auf grüne Smoothies setzen; Nüsse, zuckerarmes Obst und dunkle Schokolade sind erlaubt.
- Ballastsoffreiche Kohlenhydrate essen.
- Die Darmflora mit Probiotika und Präbiotika stärken. Neben Präparaten aus der Apotheke sind auch milchsäurehaltige Getränke und Lebensmittel wie Brottrunk, Sauerkraut oder Kefir geeignet.
- Propionsalz als Nahrungsergänzung nutzen.
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