MS: Kann die Pille das Fortschreiten verhindern?
Bereits seit Längerem wird vermutet, dass Sexualhormone einen Einfluss auf Multiple Sklerose (MS) haben können. Die genaue Rolle ist jedoch noch unklar. Nun zeigt eine Studie, wie sich die Einnahme der Pille bei MS auswirken kann – genau, ob das Fortschreiten der Krankheit dadurch verhindert oder zumindest verzögert werden kann.
Etwa eine Viertel Million Menschen leiden hierzulande an MS. Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, meist schubweise auftretende Erkrankung des Zentralen Nervensystems, die zu Lähmungen, kognitiven Störungen und Spastiken führen kann. Grund dafür sind Entzündungszellen, die in Gehirn und Rückenmark die Umhüllung der Nervenfasern – das Myelin – sowie die Nervenzellen und deren Fortsätze zerstören.
Während sich die Beschwerden bei vielen Betroffenen mit Zunahme der Schübe verschlechtern, geschieht dies bei anderen auch unabhängig davon. Die Rede ist von der schubunabhängigen Progession (PIRA). Genau diese kann jedoch offenbar gebremst werden, und zwar durch die Einnahme der Pille, wie Expert:innen aus Italien in einer Untersuchung zeigen.
Pille verzögert MS-Progression
Ein Team des MS-Zentrums am IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand hat untersucht, wie sich die Einnahme von oralen Kontrazeptiva auf das Fortschreiten einer MS-Erkrankung auswirkt. Genau ging es um die Frage, ob die Pille PIRA verhindern beziehungsweise hinauszögern kann. Dafür wurden mehr als 1.200 MS-erkrankte Frauen befragt, alle 13 Jahre nach Erhalt der Diagnose. Abgefragt wurden auch die persönlichen Lebensumstände, dazu gehörte auch die Frage, ob sie orale Kontrazeptiva einnehmen beziehungsweise bis zur Diagnose eingenommen hatten. Bei rund jeder zweiten Patientin traf dies zu.
Dabei zeigte sich: Diese Betroffenen hatten ein um 26 Prozent verringertes PIRA-Risiko. Und selbst wenn das schubunabhängige Fortschreiten der MS-Erkrankung auftrat, dann um bis zu 2,5 Jahre später als bei denjenigen, die die Pille nicht verwendet hatten. Doch damit nicht genug: Frauen, die vor der Diagnose schwanger oder bereits in der Menopause waren, wiesen demgegenüber eine deutlich kürzere Zeitspanne bis zum Auftreten von PIRA auf.
„Dies unterstreicht die Bedeutung der Sexualhormone bei MS und regt zu weiteren prospektiven Untersuchungen über die Möglichkeit oraler Kontrazeptiva an, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen“, heißt es von den Forschenden. Denn die Ergebnisse lassen ihnen zufolge darauf schließen, dass die frühzeitige Einnahme der Pille das Fortschreiten von MS beziehungsweise der damit verbundenen Schäden in der Zukunft verzögern kann. Als Einschränkung führen sie jedoch unter anderem die vergleichsweise lange Zeitspanne zwischen der Erstdiagnose und der Befragung an.
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