Mometason: Nierenerkrankung unter Asthma-Behandlung?
Zur Behandlung von chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD kommen vor allem inhalative Glucocorticoide ins Spiel. Doch bei der Langzeittherapie und/oder hohen Dosierungen drohen Nierenerkrankungen, wie ein Fall von Nebenniereninsuffizienz unter Mometason zeigt.
Glucocorticoide – auch Kortikosteroide – gibt es zur oralen, dermalen und inhalativen Therapie. Die Wirkstoffe sind vom körpereigenen Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, abgeleitet und besitzen entzündungshemmende, immunsuppressive und antiallergische Eigenschaften. Sie unterliegen zudem dem zirkadianen Rhythmus – die maximale Produktion erfolgt in den Morgenstunden, während die Produktion in der Nacht nur minimal ist. Anwendung finden Glucocorticoide unter anderem zur Behandlung von Allergien, rheumatischen Krankheiten sowie Autoimmunerkrankungen oder zur Substitutionstherapie.
Doch bei inhalativer Anwendung ist mitunter Vorsicht geboten. Der Grund: Vor allem bei hohen Dosierungen und/oder einer Langzeittherapie ist eine systemische Wirkstoffaufnahme möglich, die wiederum mit Nebenwirkungen verbunden sein kann. Dazu gehören Nierenerkrankungen, genau das Risiko einer Nebenniereninsuffizienz, wie sie in einem Fallbericht bei einer Patientin, die mit Mometason behandelt wurde, aufgetreten ist.
Der Fall
Eine 72-jährige Patientin kam mit Beschwerden wie Fatigue, orthostatischer Dysregulation (auch Orthostase-Syndrom, eine Regulationsstörung des Blutdrucks, die beim Wechsel in die aufrechte Körperlage auftritt) und Gewichtsverlust ins Krankenhaus. Im Rahmen der Untersuchung wurde festgestellt, dass sowohl der Wert des Morgen-Kortisolspiegels als auch der für das die Nebennierenrindenfunktion regulierende Hormon ACTH deutlich verringert waren.
Die Patientin erhielt aufgrund einer Asthma-Erkrankung seit 16 Monaten eine hochdosierte Glucocorticoid-Therapie mit Mometason (200 μg je Inhalation als Teil eines Kombinationspräparats mit 5 μg Formoterol). Auf Basis dessen wurde im Krankenhaus die Diagnose einer Nebenniereninsuffizienz gestellt, die auf die hohe Dosis Mometason zurückgeführt wurde. Denn die behandelnden Ärzt:innen gingen von einer systemischen Wirkstoffexposition des Mometason-Präparats aus, die zu der Nierenerkrankung geführt habe. Bestätigt wurde dies durch die eintretende Besserung, als die Hochdosis-Therapie langsam ausgeschlichen wurde.
Vorbeugung von Nierenerkrankungen: Mometason so wenig und kurz wie möglich
Das Problem: Häufig wird die Erkrankung nicht oder zu spät erkannt, wodurch sich eine lebensbedrohliche Situation entwickeln kann. Daher haben kanadische Ärzt:innen den Fallbericht zum Anlass genommen, im American Journal of Medicine einmal mehr auf das Risiko hinzuweisen.
Während die Gefahr einer Nierenerkrankung wie Nebenniereninsuffizienz unter inhalativen Glucocorticoiden wie Mometason in der nationalen S3-Leitlinie hierzulande nur indirekt beleuchtet und stattdessen empfohlen wird, das Risiko einer systemischen Nebenwirkung von inhalativen Glucocorticoiden stets gegen die Risiken einer unzureichenden Kontrolle einer Asthma-Erkrankung abzuwägen, sieht es auf europäischer Ebene anders als. Dort machen die European Society of Endocrinology und die Endocrine Society in ihrer gemeinsamen Leitlinie auf das Risiko aufmerksam. Zwar wird dieses insgesamt nur als „moderat“ eingestuft, jedoch mit dem Hinweis, dass die Gefahr mit steigender Dosis und Behandlungsdauer zunimmt. Um das Auftreten der Erkrankung zu verhindern, lauten die Empfehlungen:
- niedrigste wirksame Dosis für den kürzesten Zeitraum verwenden
- Nutzung von Inhalierhilfen und Mundspülungen
- keine gleichzeitige Anwendung mit starken Cytochrom-P450-3A4-Inhibitoren
- Berücksichtigung alternativer Therapieoptionen
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