Etwa 14 Prozent der Deutschen leiden unter Migräne – der Großteil der Patienten sind Frauen, denn die können bis zu dreimal häufiger betroffen sein. Weil Migräneattacken nicht planbar sind und sogar mehrmals im Monat auftreten und bis zu 72 Stunden anhalten können, können Alltag und Lebensqualität stark beeinträchtigt sein. Kommt es zum quälenden Schmerz, ist also schnelle Hilfe gefragt. Gegen schwere Migräneattacken ist seit dem 1. Oktober 2020 der MigraPEN neu auf dem Markt.
Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen, was bedeutet, dass dem Schmerz keine andere Erkrankung zugrunde liegt, sondern er selbst die Krankheit ist. Die Attacken kommen anfallsweise und können vier bis 72 Stunden andauern. Die Betroffenen leiden an pochenden oder pulsierenden einseitigen sehr starken Schmerzen, die meist im Stirn- und Schläfenbereich oder hinter dem Auge auftreten und sich bei körperlicher Aktivität verstärken können. Zu den typischen Begleiterscheinungen zählen Aura, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Patienten sollten ein Migräne-Tagebuch führen, das auch eine Trigger-Checkliste enthalten sollte. Zur Behandlung stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Zu den Mitteln der Wahl zählen die Triptane. Ein Vertreter ist Sumatriptan, das in verschiedenen Darreichungsformen auf dem Markt ist. Neu ist mit MigraPEN ein subkutan anzuwendender Migräne-Akut-Pen.
Sumatriptan ist seit 1993 in Deutschland zugelassen und somit das erste Triptan, dem die Zulassung erteilt wurde. Der Arzneistoff wird zur akuten Behandlung von Migräne mit und ohne Aura sowie bei Cluster-Kopfschmerz eingesetzt und beansprucht den Großteil der Verordnungen für sich. Sumatriptan verursacht eine Verengung der zerebralen Gefäße, die während eines Migräneanfalles weit gestellt sind. Der Wirkstoff vermindert außerdem die Ausschüttung von schmerzauslösenden und gefäßdilatierenden Mediatoren, zu denen auch das Serotonin gehört.
MigraPEN: Akut-Pen bei Migräne
Eine Migräneattacke wird unter Umständen von Übelkeit begleitet. Die Betroffenen greifen dann meist auf Metoclopramid zurück, das einerseits die Übelkeit mindert und zum anderen die Aufnahme des Schmerzmittels verbessert, weil der Vorwärtstransport im Darm beschleunigt wird. Soll der Magen-Darm-Trakt umgangen werden, kann auf Autoinjektoren zurückgegriffen werden – diesen können die Patienten selbst anwenden. Eine Option ist der MigraPEN, der Migränepatienten mit 3 mg Sumatriptan als subkutaner Akut-Pen zur Verfügung steht.
Indikation
MigraPEN ist zur Akuttherapie von Migräneattacken mit oder ohne Aura zugelassen. Das Arzneimittel ist nicht für die Prophylaxe eines Migräneanfalls geeignet.
Im August hatte Lupin Europe auf Grundlage positiver Placebo-kontrollierter Studienergebnisse die Zulassung in Deutschland erhalten. Seit dem 1. Oktober ist MigraPEN laut Hersteller auf dem deutschen Markt verfügbar.
Ursache einer Attacke kann eine Überschwemmung mit erregenden Neurotransmittern wie Serotonin sein. Darauf reagiert der Körper mit Übelkeit und Erbrechen als Schutzreflex, dieser läuft jedoch ins Leere und Entzündungsbotenstoffe werden ausgeschüttet – Schmerz entsteht. Trigger wie Alkohol, vor allem Rotwein und süße alkoholische Getränke, Stress, Flackerlicht oder ein ungleichmäßiger Tag-Nacht-Rhtythmus können das Auftreten einer Migräne fördern.
MigraPEN soll laut Hersteller besonders schnell und stark wirksam sein. Das parenterale Triptan ist auch zur Kupierung schwerer oder mittelschwerer Migräneattacken geeignet, wenn orale Triptane nicht ausreichend wirken und ein hoher Leidensdruck vorliegt. Der Akutpen ist eine neue Therapie-Option für Migräne-Attacken, die sehr schnell ihr Schmerzmaximum erreichen, die wortwörtlich über Nacht auftreten oder die von schwerer Übelkeit und Erbrechen begleitet werden.
Das Problem: Wacht ein Patient mit einer voll ausgeprägten Attacke auf, wirkt ein orales Triptan schlechter als ein subkutan verabreichtes Triptan. Wird eine Migräneattacke von starker Übelkeit begleitet, werden orale Triptane wegen der reduzierten Darmmotilität schlechter resorbiert. Kommt es zum Erbrechen, wird die orale Medikation nicht aufgenommen und kann somit auch nicht wirken.
Bei subkutaner Applikation kann eine nahezu vollständige Bioverfügbarkeit von 96 Prozent erreicht werden. Für 3 mg Sumatriptan subcutan wird bereits nach 13 Minuten der maximale Serumwirkspiegel erreicht. Studien zeigen, dass bereits nach zwei Stunden 51 Prozent der Patienten schmerzfrei sind – unter Placebo waren es knapp 31 Prozent. Außerdem kann Sumatriptan subkutan Begleitsymptome wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit effektiv lindern.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Ozempic: Ware in „erhöhten Mengen“ noch im November
Ozempic (Semaglutid, Novo Nordisk) ist seit rund zwei Jahren knapp. Nun kommt es zum Comeback: Der Hersteller informiert über eine …
E-Rezept: Retax wegen Fristüberschreitung
Dem Vernehmen nach werden derzeit vermehrt E-Rezepte aufgrund von Fristüberschreitungen retaxiert. Dabei ist eine Überschreitung der 28-tägigen Belieferungsfrist in Ausnahmefällen …
Minusstunden an Heiligabend?
Über Heiligabend und Silvester wird immer wieder diskutiert. Zum einen wird um den Dienst gestritten und zum anderen stellt sich …