Im Juli sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent beziehungsweise von 7 auf 5 Prozent. Die Regierung hofft, so die Konjunktur anzukurbeln. Die Absenkung der Mehrwertsteuer sehen auch Apotheker und PTA positiv, wie eine aposcope-Umfrage zeigt – 85 Prozent der Teilnehmer finden die Maßnahme gut, sind jedoch skeptisch, ob tatsächlich ein Kaufanreiz gesetzt wird. Und was ist mit den OTC- und Freiwahlpreisen? Geben die Apotheken die Steuerersparnis an die Kunden weiter?
Vor wenigen Tagen appellierte die Treuhand an die Apotheken, die Entlastung durch die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weiterzugeben. Würden jedoch die Preise angezogen, drohe ein „immenser“ Imageschaden, wenn die Kunden herausfänden, dass die Inhaber die Steuerentlastung in die eigene Tasche steckten.
Die deutliche Mehrheit der Befragten (85 Prozent) begrüßt die Mehrwertsteuersenkung. Allerdings glauben nicht alle daran, dass die Maßnahme auch Kaufanreize setzen wird. Nur knapp jeder Dritte (31 Prozent) glaubt, dass von der Steuersenkung hautsächlich die Verbraucher profitieren werden.
Die größten Profiteure werden aus Sicht der Umfrageteilnehmer (43 Prozent) die Händler sein. Zwei Drittel befürchten aber, dass vor allem der Onlinehandel mit seiner preissensitiven Klientel von der Mehrwertsteuersenkung profitieren wird. Für die Apotheken spielt die Mehrwertsteuersenkung aus Sicht der Mehrheit der Befragten keine besonders große Rolle (60 Prozent). Tatsächlich ist die Umsatzsteuer beim gesamten Rezeptumsatz ohnehin ein durchlaufender Posten.
OTC- und Freiwahl: Freie Preisgestaltung
Im OTC- und Freiwahlsegment besteht keine Preisbindung und die Apotheken könnten die Preise anziehen. 40 Prozent der befragten Inhaber gaben allerdings an, dass sie die Mehrwertsteuersenkung 1:1 an ihre Kunden weitergeben werden. Doch was macht die Mehrheit? 36 Prozent wollen einen Teil der Einsparung abschöpfen und weitere 8 Prozent werden die Verkaufspreise sogar entsprechend erhöhen und die Mehreinnahmen für Investitionen nutzen. 16 Prozent sind noch unentschlossen.
Aus Sicht der befragten Apotheker und PTA sollte der Mehrwertsteuersatz für Arzneimittel auf den reduzierten Satz gesenkt werden. Dass mit der jetzt beschlossenen Maßnahme zumindest vorübergehend die Krankenkassen entlastet werden, begrüßen 65 Prozent der Teilnehmer.
Adexa: Mehrwertsteuersenkung auch nach 2020
Die Adexa fordert eine Senkung der Mehrwertsteuer auch nach 2020. „Dabei stellt sich die Frage, ob eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel – eine langjährige Forderung von Adexa – nicht auch nach dem Jahresende erhalten bleiben muss“, so Tanja Kratt, zweite Vorsitzende der Adexa. Mit fast einem Fünftel des Nettopreises werden Arzneimittel als Teil der Grundversorgung extrem hoch besteuert – auch im europäischen Vergleich. „Mit Blick auf den wachsenden Anteil der Selbstmedikation würden hier gerade Haushalte mit niedrigem Einkommen sehr von einer dauerhaften Mehrwertsteuersenkung profitieren, deren Gesundheitsversorgung im Vergleich schlechter ist als die von Gutverdienern“, so Kratt.
An der aposcope-Umfrage nahmen am 4. Juni 2020 insgesamt 201 Apotheker und PTA teil.
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