Etwa neun von zehn Personen infizieren sich im Laufe des Lebens mit Herpes simplex-Viren (HSV) – HSV1 oder HSV2. Während die Infektion oftmals symptomlos verläuft, wird sie bei vielen Patient:innen auch deutlich sichtbar. Stichwort Lippenherpes. Doch auch Genitalherpes tritt vermehrt auf. Zeit, dein Wissen dazu aufzufrischen.
Schätzungsweise jede/r Fünfte zwischen 15 und 49 Jahren weltweit lebt mit Genitalherpes (Herpes genitalis), heißt es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Jede Sekunde kommt es dabei zu einer Neuansteckung, sodass Genitalherpes zu den am häufigsten sexuell übertragenen Infektionen zählt. Auslöser sind – wie beim Lippenherpes – Herpes simplex-Viren, die ausschließlich beim Menschen zu finden sind. Sowohl HSV1 als auch HSV2 können Genitalherpes verursachen. Einmal infiziert, verbleiben die Erreger ein Leben lang im Körper und können reaktiviert werden und somit zu einem erneuten Krankheitsausbruch führen.
Genitalherpes: Das sind die Symptome
Bei einem Großteil der Betroffenen bleibt die Infektion zunächst symptomlos. Bei anderen entwickeln sich bei Ausbruch der Erkrankung schmerzhafte Läsionen im Genitalbereich als Hauptmerkmal der Erkrankung, begleitet von Kribbeln und Brennen sowie Fieber und einem Krankheitsgefühl. Die Bläschen können nässen und verkrusten und treten bei Frauen meist an den Schamlippen, der Scheide und dem Gebärmutterhals auf. Bei Männern sind meist Penis und Hodensack betroffen. Doch auch eine Ausbreitung an Damm, Analbereich, Po oder der Innenseite der Oberschenkel ist möglich.
Die Übertragung der Viren erfolgt durch Hautkontakt, beispielsweise beim ungeschützten Geschlechtsverkehr. Der Verzicht auf Sex gehört daher in der Symptomphase zu den Empfehlungen.
Achtung: Genitalherpes kann das Risiko einer HIV-Infektion erhöhen.
Genitalherpes: Frühzeitige Behandlung mit Virostatika
Insbesondere die erste Erkrankung sollte medikamentös behandelt werden, um Komplikationen wie ein Übergreifen auf die Augen, eine Pilzinfektion der Scheide, Blasenstörung bis hin zur Hirnhautentzündung zu vermeiden. Die Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen. Die neue „Europäische Leitlinien zur Behandlung von Genitalherpes 2024“ gibt Hinweise dafür. So kommen unter anderem folgende Wirkstoffe aus der Gruppe der Virostatika zur systemischen Darreichung ins Spiel:
- Aciclovir: dreimal täglich je 400 mg oder fünfmal täglich je 200 mg
- Famciclovir: dreimal täglich je 250 mg
- Valaciclovir: zweimal täglich je 500 mg
Die Therapie sollte möglichst spätestens fünf Tage nach Symptombeginn starten und über einen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen erfolgen. Ziel ist es, damit sowohl die Krankheitsdauer als auch die -schwere zu verringern.
Ergänzend können laut Leitlinie Sitzbäder mit Kochsalzlösung sowie Arzneimittel zur Schmerzlinderung genutzt werden. Topische Darreichungsformen werden aufgrund ihrer verringerten Wirksamkeit nicht empfohlen.
Handelt es sich nicht mehr um die erste Infektion mit Genitalherpes – Stichwort Rezidiv –, fallen die Beschwerden meist geringer aus. Dennoch sollte laut Leitlinie frühzeitig eine Kurzzeittherapie mit entsprechenden Arzneimitteln eingeleitet werden:
- Aciclovir: dreimal täglich je 800 mg für 2 Tage
- Famciclovir: zweimal täglich je 1 g für 1 Tag
- Valaciclovir: zweimal täglich je 500 mg für 3 Tage
Übrigens: Auch zur Diagnose einer Genitalherpes-Infektion gibt die Leitlinie Hinweise. So sollte diese nicht allein anhand klinisch sichtbarer Symptome, sondern im Zweifel mittels Abstrich der Läsion erfolgen. Außerdem sollte zwischen HSV1 und HSV2 differenziert und bei Bedarf ein Test auf Herpes zoster durchgeführt werden.
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