Masken mit Nanosilber: Schutz oder Risiko?
Kosmetika, Hygieneprodukte, Medizinprodukte und Textilien – die Einsatzbereiche von Nanosilber sind vielfältig. Die weniger als 100 nm großen Partikel besitzen antimikrobielle Eigenschaften und sind auch in Mund-Nasen-Bedeckungen zu finden. Die Masken sollen laut Herstellerangaben besonders für Asthmatiker, Allergiker und Menschen, die ein geschwächtes Herz- oder Lungensystem haben, geeignet sein. Dabei sei über die Wirkung von Nanosilber auf Viren nur wenig bekannt, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) mitteilt.
Die Maskenpflicht ist nur ein Baustein von vielen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Ausbreitung. Umso erfreulicher ist es, dass die Akzeptanz der Maskenpflicht laut BfR in der deutschsprachigen Bevölkerung einen neuen Höhepunkt erreicht hat – waren es im Mai noch 73 Prozent der Befragten, die eine Maskenpflicht als angemessen einstuften, kletterte der Wert im Juli auf 92 Prozent.
Hersteller setzen derzeit auf Nanosilber im Mund-Nasen-Schutz, das einen Schutz vor Mikroorganismen wie Bakterien oder Viren bieten soll. So würden Mikroorganismen in der Atemluft beim Ein- und Ausatmen unschädlich gemacht und so Träger und Umfeld geschützt.
Antimikrobielles Nanosilber: Aus Silberverbindungen freigesetzte Silberionen können die lebende Zelle auf unterschiedliche Weise schädigen – auch bei Nanosilber, denn auch hier kann die antibakterielle Wirkung auf die Freisetzung von Silberionen zurückgeführt werden. Die weniger als 100 nm großen Partikel haben ein sehr großes Oberflächen-Volumen-Verhältnis. Das Silber in einer Nanoformulierung kann sich zum einen außen an die Zelle angelagern und diese schädigen und zum anderen in die Zelle eindringen. Diese intrazellulären Nanosilberpartikel bilden dort ein Depot, aus dem kontinuierlich Silberionen freigesetzt werden können.
„Über die Wirkung von Nanosilber auf Viren ist bisher nur wenig bekannt“, schreibt das BfR.
Für Coronaviren gebe es vereinzelte Studien, die einen moderaten inaktivierenden Effekt zeigen. Dieser sei von der Art der Nanopartikel und deren Applikation abhängig, so das BfR. Für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 wurden im Mai erste Studienergebnisse veröffentlicht, die Nanosilber einen inaktivierenden Effekt zusprechen. Die Daten zeigen, dass eine auf die Maske abgeschiedene Silber-Nanocluster/Siliziumdioxid-Kompositbeschichtung eine viruzide Wirkung besitzt. Die Beschichtung ist in der Lage, den Titer von SARS-CoV-2 unter bestimmten Bedingungen vollständig zu reduzieren.
Wie das BfR mitteilt, könne es im Hinblick auf die Aufnahme in den Organismus, die Verteilung sowie die mögliche Wirkung auf Zellen und Gewebe Unterschiede zwischen den verschiedenen Silberformen geben. Das bedeute, dass Erkenntnisse, die zu gesundheitlichen Risiken einer bestimmten Form von Silber gewonnen wurden, nicht unmittelbar auf andere Formen übertragen werden können.
Nanosilber in Masken: Freisetzung von Silberionen möglich
Wer eine Maske mit Nanosilber trägt, solle bedenken, dass durch Atemkondensat oder Speichel eine Freisetzung von Silberionen möglich sei, so das BfR.
„Eine abschließende Bewertung der gesundheitlichen Risiken von mit Silber beschichteten Behelfsmasken ist aufgrund fehlender Studien und Daten derzeit nicht möglich“, schreibt das BfR. „Darüber hinaus sind die längerfristigen Risiken solcher Produkte wie die Auswirkungen auf die Mikroflora der Haut und eine mögliche Resistenzentwicklung bei Bakterien bislang nur unzureichend erforscht“, heißt es weiter.
Das BfR verweist auch aktuell auf seine Stellungnahme aus dem Dezember 2009 und empfiehlt „auf den Einsatz von nanoskaligem Silber und nanoskaligen Silberverbindungen in Lebensmitteln und in verbrauchernahen Produkten solange zu verzichten, bis die Datenlage eine abschließende Bewertung der mit der Exposition des Verbrauchers verbundenen gesundheitlichen Risiken erlaubt und bis wesentliche offene Fragen zur Resistenzausbreitung geklärt sind.“
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