Mandimycin: Neues Antibiotikum gegen Pilze und Bakterien?
Die Liste an zur Verfügung stehenden Antibiotika ist lang, doch auch die Zahl der Resistenzen wächst zunehmend, warnen Expert:innen. Daher ist die Entwicklung neuer Wirkstoffe gefragt. Gegen resistente Pilzinfektionen und womöglich auch Bakterien wollen Forschende nun ein neues Antibiotikum entdeckt haben: Mandimycin.
Bei Mandimycin handelt es sich um ein neues Antibiotikum aus der Gruppe der Makrolide. Forschende der Chinesischen Pharmazeutischen Universität haben den Wirkstoff im Rahmen einer Untersuchung synthetisiert und bereits erste Labortests damit durchgeführt. Das Ergebnis: Das Makrolid zeigte unter anderem gegen Pilze, die gegen andere Antibiotika resistent waren, eine breite Wirksamkeit.
Makrolide besitzen ein breites Wirkspektrum – unter anderem gegen grampositive und gramnegative Bakterien, Legionellen, Bordetella pertussis, Chlamydien, Mykoplasmen, Borrelien und Haemophilus influenzae. Anwendung finden die Wirkstoffe vor allem zur Behandlung bakterieller Infektionen der Atemwege, des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs oder der Haut. Makrolide haben bakteriostatische bis bakterizide Eigenschaften. Sie binden an die 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und hemmen so die Proteinbiosynthese. Zur Wirkstoffgruppe gehören unter anderem Clarithromycin, Azithromycin und Erythromycin.
Mandimycin: Makrolid-Antibiotikum wirksam gegen Pilzinfektionen und Co.
Im Rahmen einer Computerrecherche hat das Forscherteam nach neuen Wirkstoffen gegen multiresistente Errger im Umfeld der Natur gesucht – konkret in Bakterien und Pilzen. Dafür wurden mehr als 310.000 bakterielle Genomsequenzen analysiert. Dabei entdeckten sie ein Makrolid, das Streptomyces netropsis nutzte, um Pilze abzuwehren. Anschließend untersuchten sie den Wirkstoff im Hinblick auf die Abwehr weiterer Erreger. Dabei zeigte sich: Mandimycin wirkte gezielt gegen multiresistente Candida-Pilze, Cryptococcus neoformans und Aspergillus fumigatus. Auch eine Wirkung gegen multiresistente Eskape-Bakterien sei den Forschenden zufolge denkbar.
Der Grund: Während andere Makrolide an Ergosterol binden oder dessen Synthese in der Zellmembran von Pilzen hemmen, bilde Mandimycin Komplexe mit den Phospolipiden in der Membran, wodurch die Durchlässigkeit für Ionen steige und die Pilzzellen kollabieren würden.
Auch in tierexperimentellen Untersuchungen konnte die Wirksamkeit bestätigt werden. Demnach konnten mit dem Wirkstoff behandelte Mäuse zuverlässig vor einer invasiven Candida-Infektion geschützt werden. Und auch die Wirkung gegen die multiresistenten Erreger Candida albicans, Candida auris und Candida neoformans konnte ebensop nachgewiesen werden wie die gegen kutane und vaginale Pilzinfektionen. Dabei war zugleich keine Toxizität feststellbar. Demnach traten beispielsweise keine Nierenschäden auf und selbst in hohen Dosierungen blieb eine Hämolyse aus. Im Gegensatz zu Clarithromycin und Co. war beim neuen Antibiotikum jedoch keine bakterizide Wirkung gegen grampositive oder -negative Erreger nachweisbar.
Nun müssen die Ergebnisse laut den Forschenden durch weitere Studien belegt werden, um Hinweise darauf zu erhalten, ob Mandimycin tatsächlich eine neue Therapieoption darstellen kann.
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