Lieferengpässe gehören weiterhin zu den bestimmenden Themen im Apothekenalltag. Doch während sich die Versorgung mit Kinderarzneimitteln laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) entspannt habe, sind Apothekenmitarbeitende bei anderen Medikamenten weiterhin gefragt, Alternativen zu finden. Dabei droht ein „Schnellballeffekt“, warnt aktuell der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
Ende Februar informierte das BMG, dass sich die Lage bei Lieferengpässen von Kinderarzneimitteln entspannt habe. Die Versorgung der kleinen Patient:innen sei weitgehend gesichert, hieß es weiter. Doch für andere Patient:innen ist die Lage umso dramatischer, schlägt der AVWL Alarm. „Lieferengpässe gibt es nicht nur bei Kinderarzneimitteln, sondern auch bei Medikamenten für Erwachsene – mit ebenso dramatischen Folgen für die Betroffenen“, heißt es von Sarah Doll, Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna beim AVWL.
Besonders die Therapie von Schmerz- und Palliativpatient:innen mit Opioid-haltigen Präparaten sei aktuell stark gefährdet. Auch Heimbewohner:innen könnten mitunter nicht angemessen versorgt werden. Das Problem: Vor allem niedrig dosierte Präparate fehlen laut Doll. Die Folgen: ein Ausweichen auf höhere Dosierungen und ein steigendes Risiko für Nebenwirkungen.
Lieferengpässe können „Schneeballeffekt“ bewirken
Zwar finden Apotheken immer wieder Wege, um Patient:innen trotz Lieferengpässen angemessen zu versorgen, doch dies könne erfahrungsgemäß zu einem „Schneeballeffekt“ führen. „Ist ein Präparat knapp, müssen wir auf eine Alternative ausweichen, die aufgrund der erhöhten Nachfrage alsbald auch nicht mehr zu bekommen ist“, so Doll.
Hinzukommt, dass die Pläne des BMG zur Einführung von Light-Filialen ohne Approbierte die Lage für die genannten Patient:innen weiter verschärfen würden. Denn beispielsweise die Abgabe von Opioid-haltigen Präparaten sei in diesen Filialen nicht möglich, sodass Patient:innen weite Wege und „letztlich deutliche Leistungskürzungen“ in Kauf nehmen müssten.
Entsprechende Lösungsansätze zum Abfedern der Lieferengpässe, wie sie bei Kinderarzneimitteln unter anderem durch die Dringlichkeitsliste eingeführt wurden, würden für Erwachsene weiterhin fehlen. „Und selbst bei den Präparaten für Kinder greifen die Maßnahmen nicht recht.“ Schließlich seien beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weiterhin knapp 500 Präparate auf der Lieferengpassliste geführt. Laut BMG-Angaben ist die Versorgungslage vor allem bei Clarithromycin, Penicillin V und Salbutamol-haltigen Präparaten „angespannt“.
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