Kurzarbeit ist eine entlastende Maßnahme, um ohne Entlassungen durch die Krise zu kommen. Auch in Apotheken war und ist Kurzarbeit ein Thema. Eine Erwerbstätigenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass mehr Frauen von Kurzarbeit betroffen sind als in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009.
Im Juni gaben 13 Prozent der befragten Beschäftigten an, in Kurzarbeit zu sein. Das Thema zieht sich durch alle Branchen mit unterschiedlicher Intensität. Am stärksten war das Gastgewerbe betroffen – gut 45 Prozent der Beschäftigten befanden sich in Kurzarbeit. Mit rund 20 Prozent folgte das verarbeitende Gewerbe und der Verkehrs- und Logistikbereich (17 Prozent). Gesundheits- und Sozialwesen (5 Prozent), Baugewerbe (knapp 4 Prozent) und öffentlicher Dienst (knapp 3 Prozent) waren zum Vergleich unterdurchschnittlich von Kurzarbeit betroffen.
Kurzarbeit trifft mehr Frauen als in der Krise 2009
Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 waren Männer (6,3 Prozent) fast dreimal so häufig wie Frauen (2,3 Prozent) in Kurzarbeit. Im Juni 2020 zeigte sich beinahe kein Unterschied bei den Geschlechtern – die Quote war mit jeweils rund 13 Prozent beinahe gleich hoch. Die Expert*innen der Hans-Böckler-Stiftung erklären, warum das so ist. „Das liegt wesentlich daran, dass in der Pandemie nicht nur Industriebetriebe stark betroffen sind, sondern auch viele Dienstleistungsbranchen.“
Kurzarbeit = weniger Geld
Kurzarbeit konnte während der Krise zahlreiche Jobs sichern. Für die Betroffenen bedeutet die Arbeitszeitreduzierung allerdings Einkommenseinbußen – sie erhalten lediglich 60 Prozent des Lohns (67 Prozent, wenn Kinder im Haushalt leben), ab dem vierten Bezugsmonat sind es 70 beziehungsweise 77 Prozent, ab dem siebten Monat 80 beziehungsweise 87 Prozent; vorausgesetzt, der Entgeltausfall beträgt im jeweiligen Monat mindestens 50 Prozent.
„Umso wichtiger sind deshalb tarifliche, betriebliche und gesetzliche Regelungen über Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes“, schreiben die Wissenschaftler*innen mit Blick auf die Befragungsdaten: Von den Befragten in Kurzarbeit, die lediglich das normale Kurzarbeitergeld erhielten, schätzten 49 Prozent, ihr Haushaltseinkommen habe sich um 25 bis 50 Prozent reduziert. Weitere 46 Prozent gingen von Verlusten bis zu 25 Prozent aus. Insgesamt erhielten im Juni 46 Prozent der Befragten in Kurzarbeit eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes. Im Durchschnitt erhielten 58 Prozent der Beschäftigten mit Tarifbindung eine Aufstockung. In Unternehmen ohne Tarifbindung waren es hingegen nur 34 Prozent.
Keine Kurzarbeit aber Minus- und Überstunden
Zahlreiche Befragte, die nicht von Kurzarbeit betroffen waren, berichteten dennoch von krisenbedingten Stundenkürzungen. Insgesamt arbeiteten 21 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Juni weniger Stunden als normal – auch in den Apotheken. Möglich macht dies das Jahresarbeitszeitkonto. Denn dieses ermöglicht flexible Arbeitszeiten in einem festgelegten Rahmen. Das Konto muss am Jahresende ausgeglichen sein. Wer in Vollzeit (40 Stunden) arbeitet, hat eine flexible wöchentliche Arbeitszeit von 29 bis 48 Stunden. Mit Teilzeitmitarbeiter*innen kann eine wöchentliche Arbeitszeit von 75 bis 130 Prozent ihrer vertraglichen Arbeitszeit vereinbart werden.
In einigen Branchen mussten einzelne Mitarbeiter*innen ihre Arbeitszeit ausweiten, um die Mehrarbeit während der Pandemie bewältigen zu können. Laut Hans-Böckler-Stiftung war vor allem der Handel von Mehrarbeit betroffen – 19 Prozent der Befragten mehr arbeiteten als normal, während ebenfalls 19 Prozent kürzertreten mussten. Im öffentlichen Dienst arbeiteten 17 Prozent der Beschäftigten Pandemie-bedingt länger, bei 9 Prozent wurde die Arbeitszeit reduziert.
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