Statine werden vor allem als Cholesterinsenker eingesetzt. Bei der Einnahme besteht jedoch das Risiko von Leberfunktionsstörungen. Doch haben Statine womöglich auch einen positiven Effekt auf die Leber und bieten sogar einen Schutzeffekt vor Erkrankungen? Die Antwort liefert eine internationale Studie.
Etwa fünf Millionen Menschen leiden hierzulande an Lebererkrankungen wie Fettleber, Hepatitis und Co. In zehntausenden Fällen ist eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Ursachen können neben Viren und Bakterien auch genetisch sowie durch den Lebensstil bedingt sein. Zur Vorbeugung sind unter anderem eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Gewichtsreduktion und ein Verzicht auf Alkohol angezeigt. Doch kann auch die Einnahme von Statinen die Leber schützen? Das haben Forschende untersucht.
Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase, die als Zwischenprodukt bei der Cholesterinneusynthese eine Rolle spielt. Die Arzneistoffe unterdrücken somit die Cholesterinbildung und wirken cholesterinsenkend. Außerdem besitzen sie eine immunmodulatorische sowie pleiotrope Wirkung. Zum Einsatz kommen Statine sowohl bei Hypercholesterinämie und Hyperlipidämie als auch zur Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen, vor allem bei Risikopatient:innen.
Statine zum Schutz vor Erkrankungen der Leber?
Ein internationales Team von Wissenschaftler:innen aus Deutschland, den USA und Saudi Arabien hat den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und dem Risiko von Lebererkrankungen untersucht. Konkret ging es um die Frage, ob eine regelmäßige Statin-Gabe vor dem Auftreten neuer Lebererkrankungen wie Krebs und Co. schützen kann. In ihrer Kohortenstudie haben die Forschenden die Daten von mehr als 1,7 Millionen erwachsenen Patient:innen aus drei verschiedenen Biodatenbanken analysiert.
Jeweils ein Teil von ihnen nahm regelmäßig Statine ein, während der andere darauf verzichtete. Nach einer Beobachtungszeit von knapp zwölf Jahren wurde überprüft, wie viele Teilnehmende Leberkrebs oder eine andere Lebererkrankung entwickelten oder sogar aufgrund dessen verstarben und ob sich zwischen Statin-Anwender:innen und Nicht-Statin-Anwender:innen ein Unterschied zeigte.
Auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen berücksichtigen
Das Ergebnis: Patient:innen, die regelmäßig Statine einnahmen, zeigten ein um bis zu 15 Prozent geringeres Risiko für Lebererkrankungen. Ließen sich diese nicht verhindern, sank das Sterberisiko unter der Medikamenteneinnahme um 28 Prozent. Doch damit nicht genug: Die Gefahr von Leberkrebs reduzierte sich sogar um bis zu 74 Prozent im Vergleich zu Personen, die keine Statine einnahmen. Vor allem Männer und Risikopatient:innen wie Diabetiker:innen oder Personen mit einem erhöhten genetischen Risiko entwickelten unter Statineinnahme seltener Erkrankungen.
Entscheidend waren jedoch Faktoren wie die Einnahmedauer und die jeweilige Dosis. So zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Statin-Anwender:innen und Nicht-Statin-Anwender:innen erst über einen Einnahmezeitraum von rund einem Jahr.
Können Statine also die Leber schützen? „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Statine eine therapeutische Option zur Vorbeugung von Lebererkrankungen sein könnten und in weiteren Studien untersucht werden sollten“, heißt es von den Forschenden. So müssten auch mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen berücksichtigt werden, zu denen unter anderem Myalgien, Myopathien und Rhabdomyolyse zählen. Hinzukommt, dass Statine bei bereits vorliegenden Lebererkrankungen kontraindiziert sind.
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