Kapsel-Ringversuch: Hydrochlorothiazid 5 mg
Im Februar steht der erste Kapsel-Ringversuch an. Herzustellen sind Hydrochlorothiazid-Kapseln in pädiatrischer Dosierung. Hier kommen unsere Tipps für die gravimetrische Herstellung.
Kapseln zählen neben abgeteilten Pulvern zu den wichtigsten einzeldosierten oralen Arzneiformen, die in Apotheken hergestellt werden. Bei der Anfertigung sind verschiedene Dinge zu beachten, denn durch Anhaftungen und Staubentwicklungen während der einzelnen Herstellungsschritte kann es zu einem Wirkstoffverlust kommen. So auch beim ersten Kapsel-Ringversuch 2021, den Hydrochlorothiazid-Kapseln.
Hydrochlorothiazid-Kapseln 5 mg
Herzustellen sind Hydrochlorothiazid-Kapseln zu 5 mg. Dabei kannst du auf die gravimetrische Methode zurückgreifen. Das massenbasierte Verfahren kann Pulververluste reduzieren, denn Wirk- und Füllstoff werden getrennt voneinander gewogen und in einer glatten Schale miteinander vermischt. Allerdings müssen beide Substanzen die möglichst gleiche Teilchengröße haben. Daher solltest du für die Herstellung der Kapseln mikrofeines Hydrochlorothiazid verwenden. Ist die Ausgangssubstanz nicht verfügbar, kannst du auf ein Fertigarzneimittel ausweichen.
Hydrochlorothiazid (HCT) ist ein Thiazid-Diuretikum und kann bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt werden. Der Arzneistoff hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus – Natrium wird samt Lösungswasser ausgeschieden. Infolge des Natrium-Kalium-Austausches nimmt auch die Kaliumausscheidung zu. Außerdem kann im Rahmen einer HCT-Langzeitbehandlung die Ausscheidung von Calcium über die Nieren abnehmen und eine Hyperkalzämie die Folge sein.
Herstellung aus der Rezeptursubstanz Hydrochlorothiazid
Wird die Ausgangssubstanz verwendet, solltest du den Einwaagekorrekturfaktor beachten, vorausgesetzt es liegt ein Mindergehalt von mehr als 2 Prozent vor. Bei Gehalten von mehr als 100 Prozent ist der Einwaagekorrekturfaktor erst ab einem Mehrgehalt von 10 Prozent zu berücksichtigen.
Als erstes berechnest du die nötige Wirkstoffmenge:
Anzahl herzustellende Kapseln x Wirkstoffgehalt einer Kapsel x Einwaagekorrekturfaktor x Produktionszuschlag
Beispiel: 60 Kapseln zu je 5 mg:
60 x 0,005 g x Einwaagekorrekturfaktor x Produktionszuschlag
Der Produktionszuschlag liegt bei 10 Prozent. Dieser ist anzuwenden, wenn eine Kapsel weniger als 20 mg Wirkstoff enthält oder der Wirkstoffanteil unter 10 Prozent liegt. Selbst wenn während der Herstellung kein Wirkstoffverlust auftritt, liegt bei einem Produktionszuschlag von 10 Prozent der endgültige Wirkstoffgehalt noch im tolerierbaren Bereich von 90 bis 110 Prozent.
Nachdem die Wirkstoffmenge Hydrochlorothiazid für alle Kapseln bekannt ist, kann die Füllstoffmenge berechnet werden. Verwendet wird Kapselgöße 1 mit einem Fassungsvolumen von etwa 0,5 ml und 0,275 g.
Anzahl Kapseln x 0,275 g – Wirkstoffmenge
Als Füllstoff kann beispielsweise das Standardfüllmittel Mannitol 35 mit einer Korngröße von 50 μm verwendet werden. Dies entspricht der Korngröße vieler mikronisierter Arzneistoffe. Um die Fließeigenschaften zu verbessern, wird Mannitol mit 0,5 Prozent Hochdispersem Siliciumdioxid (Aerosil) versetzt. Die Mischung kannst du selbst herstellen oder fertig beziehen.
Nun Wirkstoff und Füllmittel getrennt voneinander abwiegen. Anschließend das Hydrochlorothiazid in den Füllstoff „einbetten“. Dazu wird in der Metall- oder Glasschale Füllmittel vorgelegt, der Wirkstoff dazugegeben und mit der Mannitol-Aerosil-Mischung bedeckt. Gearbeitet wird im „Sandwichverfahren“ mit gleichen Anteilen Füllstoff der Wirkstoffmenge entsprechend. Das Pulver nun mindestens in zwei Schritten mittels Kartenblatt mischen und abschaben, um die Schüttdichte möglichst nicht zu verändern. Im Anschluss das restliche Füllmittel anteilig zugeben und mehrmals mischen. Jetzt können die Kapseln befüllt und schließlich verschlossen werden. Rückwiegen der Wägeunterlagen und Überprüfung der Gleichförmigkeit der Masse nicht vergessen.
Hydrochlorothiazid-Kapseln in ein Weithalsglas abfüllen und dieses etikettieren: Dabei die Verwendbarkeit (beträgt ein Jahr), die Dosierung und die Anwendung nicht vergessen.
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