Spermidin gilt als Anti-Aging-Wunder. Denn die Substanz soll Alterungsprozesse stoppen und die Lebensdauer der Zellen verlängern. Ob das auch für die weiblichen Eizellen gilt und Spermidin somit die Fruchtbarkeit verlängern kann, zeigt eine neue Studie.
Spermidin ist eine natürliche, körpereigene Substanz, die nicht nur in der männlichen Samenflüssigkeit, sondern in fast allen Körperzellen vorkommt. Außerdem wird die Substanz von Darmbakterien produziert und auch über die Nahrung aufgenommen. Spermidin ist die einzige bekannte körpereigene Substanz, die die Autophagie auslöst – einen körpereigenen Recycling-Mechanismus, um beschädigtes Material und Abfallprodukte aus den Zellen abzubauen und neue Zellen aufzubauen.
Nicht umsonst kommt Spermidin in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln zum Einsatz. Der Substanz wird eine zellverjüngende Wirkung zugesprochen, und zwar auch auf die weiblichen Eizellen. Laut einer neuen Studie soll Spermidin somit die Fruchtbarkeit verlängern.
Spermidin verbessert Eizellqualität und Fruchtbarkeit
Von vorn. Forschende der Nanjing Agricultural University in China haben überprüft, welchen Einfluss Spermidin auf die Qualität der weiblichen Eizellen und damit auf die Fruchtbarkeit hat. Ihre Untersuchung führten sie an älteren Mäusen durch, die Spermidin per Injektion und/oder über das Trinkwasser verabreicht bekamen.
Es zeigte sich: Bei den mit der Substanz behandelten Tieren war die Qualität der Eizellen deutlich verbessert. „Wir fanden insbesondere heraus, dass der Spermidinspiegel in den Eierstöcken gealterter Mäuse reduziert war und dass eine Supplementierung mit Spermidin die Follikelentwicklung, die Eizellreifung, die frühe embryonale Entwicklung und die weibliche Fruchtbarkeit gealterter Mäuse förderte“, heißt es in einer Mitteilung. Der Grund: Die Mitophagie während der Alterung der weiblichen Fortpflanzungsorgane werde durch Spermidin gefördert.
Mitophagie ist ein Teil der Autophagie. Dabei werden gezielt Mitochondrien abgebaut, indem Verdauungsbläschen Mitochondrien umhüllen. Mitochondrien gelten als „Kraftwerke“ der Zelle und sind für die Energieproduktion verantwortlich.
Insgesamt ließ sich beobachten, dass die Tiere unter Spermidin eine verlängerte Fruchtbarkeit aufwiesen und mehr Nachkommen zeugen konnten als unbehandelte Mäuse im selben Alter. Der Plan der Forschenden: Sie wollen dazu beitragen, ein entsprechendes Arzneimittel auf Basis von Spermidin zu entwickeln, um die Fruchtbarkeit von Frauen zu verbessern. Inwiefern sich die Wirkung auf Mäuse auch bei Menschen zeigt, müsse laut Expert:innen jedoch zunächst noch eingehender untersucht werden.
Übrigens: Es gibt zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren für Spermidin. Traditionell wird die Substanz aus ungekeimtem Weizenkeim extrahiert. Um einen höheren Gehalt zu erreichen, wird bei einer anderen Methode Buchweizensaat in einer Lösung zu Sprossen gekeimt, die synthetisches Spermidin enthält. Nach der Ernte werden die Keimlinge mit Wasser gewaschen, getrocknet und zu Mehl gemahlen. In diesem Fall ist die Substanz laut einem Urteil allerdings als neuartiges Lebensmittel einzustufen und eine Zulassung wird nötig.
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